Städtische Kürzungen:

Büchereien sollen schließen

Auf der Ratsversammlung am 19.8.04 haben alle Kieler Ratsparteien gemeinsam den Beschluss gefasst, in allen Bereichen 30-prozentige Kürzungsmaßnahmen durchzusetzen. Die Umsetzung wird dann von den Fachausschüssen erledigt.

Der Ausschuss für Jugend und Sport, unter Vorsitz von Ingrid Jöhnk (Grüne) soll die Kürzungen bei den Büchereien umsetzen. Durch Schließungen von Stadtteilbüchereien erwartet die Verwaltung bis 2007 die Einsparung von 770.000 Euro.

Bis auf drei sollen alle Stadtteilbüchereien und die Stadtbilderei geschlossen werden. Aktuell betroffen sind Neumühlen/Dietrichsdorf, Holtenau und der Schützenpark deren Schließung zum 1.1.2005 geplant ist. 2006 sollen dann noch die Stadtteilbüchereien in Gaarden, Suchsdorf und die Kinderbücherei in der Wik geschlossen werden.

Ebenfalls ab 1.1.2005 wird die zentrale Stadtbücherei an einem Tag in der Woche (vermutlich Mi.) geschlossen werden, um die Personaleinsparungen umzusetzen.
Es gibt starke Proteste aus den Ortsbeiräten. So wurden von den Eltern in Holtenau in kurzer Zeit etwa 600 Unterschriften gegen die Schließung gesammelt. Laut KN soll die Leiterin des Kieler Kinder- und Jugendbuchkreises Widerspruch erklärt haben und auf die Forderung nach qualifizierter Bildung hingewiesen haben: "Eine zunehmende Zahl armer Familien kann kaum eigene Bücher anschaffen".

Auch in Suchsdorf ist die Enttäuschung groß. Die Stadtteilbücherei besteht seit den 50er Jahren und es wurde nach der Eingemeindung im Jahre 1956 in einem Vertrag das Weiterbestehen zugesichert. Jetzt steht Suchdorf auf dem vierten Platz der Schließungen, denn die Stadt könnte etwa 147.000 Euro sparen. Ausschlaggebend soll die Zahl der Ausleihungen sein und damit werden die Stadtteilbüchereien und Ortsbeiräte gegeneinander ausgespielt. Hingewiesen wurde auch darauf, dass die Stadtteilbücherei intensiv mit der benachbarten Schule zusammenarbeitet und als Kommunikationszentrum dient. So soll es auf der Ortsbeiratssitzung emotional hoch hergegangen sein, als Stadtrat Adolf-Martin Möller die Reduzierungspläne vorgestellt hat.

Während es jetzt von der SPD heißt, man habe erhebliche Probleme mit den Folgen, äußerten die Grünen Probleme mit den Zahlen, während Stefan Ehmke von der CDU sich dazu bekannte: "Es wird Härten geben, aber dazu stehen wir." Tatsächlich sind die Kürzungspläne bereits abgesprochen. Es soll den Ortbeiräten noch mal Zeit gegeben werden, darüber zu sprechen. Am 11.11. wird dann noch einmal der Schulausschuss öffentlich tagen und sich die Proteste anhören.

Am 18.11. will dann die Ratsversammlung beschließen. Vielleicht sollten sich alle von dem städtischen Kürzungsmaßnahmen Betroffenen auf der Ratsversammlung bemerkbar machen. Die Unterstützer der Montagsdemo könnten hier auch den Zusammenhang mit dem bundesweiten Sozialkahlschlag herstellen.

(Uwe Stahl)