Die Asche von Auschwitz
Im Frankfurter Auschwitz-Prozess sagte der einzige Überlebende eines Sonderkommandos aus, Milton Buky - er lebt heute in Los Angeles (Kalifornien). Er hatte in Auschwitz alles erfahren, alles mit ansehen müssen. Den Bau der riesigen neuen Gaskammern, die gewaltigen Krematorien, die zum Schluss eine Kapazität von 4.756 Leichen pro Tag hatte. Er hatte mit ansehen müssen, dass diese Fassungskraft nicht ausreichte, als die großen Transporte aus Ungarn kamen. Es mussten die Toten aus den Gaskammern noch auf Scheiterhaufen verbrannt werden.
All das hatte Milton Buky gesehen, er hatte beim Verbrechen helfen müssen, hatte erleben müssen, wie seine Frau und sein achtjähriges Töchterchen und seine zwei Schwestern und sein Bruder mit seiner Familie und den Schwiegereltern ermordet wurden. Er war dabei, als der Aufstand des Sonderkommandos vorbereitet wurde.
Am 7. Oktober 1944, in der Mittagszeit, im Krematorium IV, fand eine Sitzung des Aufstandsstabes der Kampfgruppe Sonderkommando statt. Ein Häftling teilte mit, dass ein deutscher Berufsverbrecher Kenntnis von ihrem Plan hatte und mit der Anzeige bei der SS drohte. Der Denunziant wurde auf der Stelle getötet. Nun mussten Waffen herausgeholt werden, aus den Verstecken, und der Aufstand begann plötzlich. Die wachhabenden SS-Leute wurden von den Häftlingen mit Handgranaten getötet, den Sprengstoff hatten die Häftlinge, die im Union-Rüstungswerk arbeiteten, herausgeschmuggelt.
Das Sonderkommando setzte das Krematorium in Brand, versuchte, aus dem
Lager zu entkommen, die Drähte zu zerschneiden. Nur wenige entkamen,
fast alle fielen der SS in die Hände. Am 26. November befahl Himmler
die Zerstörung der Gaskammern und Krematorien. Die Rote Armee näherte
sich Auschwitz. Noch am 30. Dezember wurden die Mitglieder der Kampfgruppe
Auschwitz, die am 27. Oktober flüchten wollten, auf dem Appellplatz
des Stammlagers gehängt. Sie waren beschuldigt worden, aus der Fabrik
Sprengstoff für das Sonderkommando herausgeschafft zu haben. Am 27.
Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das
Lager von Auschwitz. Sie fanden nur noch 5.000 Kranke und marschunfähige
Häftlinge vor.
(Text: VVN/BdA, in: antifa - Magazin für antifaschistische Politik
und Kultur, Ausgabe Dezember 2004 / Januar 2005, Seite 17)
Literaturtipp: Die Befreiung von Auschwitz, aufgeschrieben von Rudolf
Hirsch und Rosemarie Schuder in "Der gelbe Fleck", Verlag Rütten und
Loening 1987