Globaler Klimawandel:

Es wird wärmer

Und wieder ist ein Jahr der Wetterkatastrophen zu Ende gegangen, auch wenn derzeit die Weltöffentlichkeit von einer ganz anderen Katastrophe im Bann gehalten wird: Ein Erdbeben des Meeresgrundes vor der Küste Sumatras hat eine Flutwelle ausgelöst, die weit über 100 000 Menschen tötete. Zugleich zeigte die Flut aber auch, was vielen Küstenregionen und Inseln in einer sich erwärmenden Welt droht: Wäre der Meeresspiegel um 80 Zentimeter höher, was beim gegenwärtigen Erwärmungstrend gegen Ende des 21. Jahrhunderts der Fall sein könnte, dann wäre mit den Malediven wahrscheinlich ein ganzer Staat im Ozean untergegangen. Der höchste Punkt der zahllosen Atolle schaut nämlich gerade 2,4 Meter aus dem Meer heraus. Schon jetzt wurde der größte Teil des Landes überflutet und das Meerwasser wird mit Sicherheit in zahlreiche natürliche und künstliche Süßwasserspeicher eingedrungen sein, womit die Trinkwasservorräte der Insulaner verdorben wären.

Somit ist die Weihnachtsflut neben anderem auch ein Menetekel für die drohenden Gefahren einer weiteren Erwärmung des globalen Klimas, die den Meeresspiegel ansteigen läßt und die Wahrscheinlichkeit schwerer Unwetter und Dürren erhöht. Zudem zeigen die jüngsten Daten für das Jahr 2004, daß wir auf dem besten Wege in die Klimakatastrophe sind: Mit 14,4 Grad Celsius (°C) lag die globale Temperatur 2004 knapp ein halbes Grad über dem langjährigen Durchschnitt der Jahr 1961 bis 1990 und war das viertwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1861 (und mit ziemlicher Sicherheit weit darüber hinaus).
 
 

Wie in einem so warmen Jahr zu erwarten, war 2004 im globalen Maßstab ein sehr regenreiches Jahr. Dennoch litten einige Regionen im südlichen Afrika und in Australien unter lang anhaltender Dürre. Teile des fünften Kontinents waren zugleich im Februar von der ausgedehntesten Hitzewelle seit Menschengedenken betroffen. An vielen Orten kletterte das Thermometer auf 45°C. In Nordindien und Bangladesh wurde das Jahr im Januar mit ungewöhnlicher Kälte um bis zu 10°C unter den gewohnten subtropischen Werten eingeleitet. Rund 600 Menschen erfroren. Im März folgte eine extreme Hitzewelle, die über 100 Menschen tötete und im Sommer schließlich schwere Monsunregenfälle, in denen in Teilen Nordindiens, in Nepal und vor allem in Bangladesch rund 1800 Menschen ertranken. In Bangladesch verursachten die Wolkenbrüche die schlimmsten Überschwemmungen seit mehr als einem Jahrzehnt.
 
 

2004 war auch das Jahr der tropischen Wirbelstürme, wie Hurrikan-Experten bereits zu Beginn des Jahres vorausgesagt hatten. Jedes Jahr bilden sich etwa 80 tropische Tiefdruckgebiete über den warmen tropischen Ozeanen. Wenn ihre bodennahe Windgeschwindigkeit 118 Kilometer pro Stunde übersteigt, werden sie im Atlantik Hurrikane genannt, vor den ostasiatischen Küsten Taifune und schwere tropische Zyklonen in anderen Regionen. Sie gehören zu den verheerendsten Naturkatastrophen dieser Regionen. Damit sich ein tropisches Tiefdruckgebiet bilden kann, muss die Oberflächentemperatur des Ozeans einen Schwellenwert von etwa 26 Grad Celsius (°C) überschreiten. Außerdem dürfen die großräumigen Luftströmungen das Aufsteigen der Luft im Zentrum des Tiefdruckgebietes nicht unterdrücken, wie es gewöhnlich südlich des Äquators an den Atlantikküsten Brasiliens und Westafrikas der Fall ist. Um so mehr waren Meteorologen überrascht, als im März der Hurrikan Catarina auf die Küste des brasilianische Bundesstaates Santa Catarina zusteuerte und dort rund 40 000 Häuser zerstörte und zwei Menschen tötete. Der letzte Hurrikan ist in dieser Weltgegend so lange her, daß sich die Fachleute bis heute nicht einigen können, ob es überhaupt schon mal einen gegeben hat.
 
 

Ungleich höher waren allerdings Schäden und Opferzahlen in Haiti, das im vergangenen Jahr nicht nur von mehreren extreme Wolkenbrüchen heimgesucht wurde, die schwere Überschwemmungen anrichteten, sondern auch vom Hurrikan Jeanne, der über 3000 Menschen tötete. Dabei war er noch nicht einmal der stärkste Sturm, der 2004 die Karibik traf. Hurrikan Ivan zerstörte oder beschädigte auf Grenada etwa 90 Prozent der Gebäude und erreichte zeitweise Windgeschwindigkeiten von über 248 Kilometer in der Stunde. Insgesamt war 2004 in der Karibik eines der hurrikanreichsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen.

Zugleich war 2004 auch ein Rekordjahr der Taifune im nordwestlichen Pazifik, die eine Spur der Verwüstung vor allem auf den Philippinen, Taiwan und Japan hinterließen. Japan wurde gleich von zehn Taifunen getroffen, der bisherige Rekord wurde 1990 mit sechs Taifunen pro Jahr aufgestellt. Die Taifune waren außerdem aufgrund ungewöhnlich hoher Wassertemperaturen in der Region besonders stark.

Unterdessen war auch in Deutschland das Jahr 2004 zu warm, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach nach einer ersten Auswertung der Ergebnisse seiner gut 3 000 Messstationen meldet. Die Niederschläge waren normal, die Sonne schien länger als im langjährigen Durchschnitt. Doch leider waren Sonne und Regen 2004 schlecht verteilt: Besonders im Frühsommer gab es zu wenig Sonne und zu viel Regen, dagegen war zum Beispiel der Oktober ungewöhnlich sonnenreich. Die Jahresmitteltemperatur lag hierzulande bei 8,9°C und damit gut acht Prozent über dem typischen Wert von 8,2°C. Damit reiht sich auch hierzulande das Jahr nahtlos in die seit Anfang der 1990er Jahre anhaltende Serie sehr warmer Jahre ein. Der Durchschnittswert des Jahres 2003 mit dem Jahrhundertsommer von 9,3°C wurde allerdings deutlich unterschritten.

(wop)