Ergänzungen zur Pressemitteilung des Runden Tisches

Neben der großartigen Demonstration haben zum Erfolg der antifaschistischen Bestrebungen am 29.1. die Protestaktionen und Blockaden beigetragen, die während des ganzen Tages im Innenstadtbereich stattfanden. Hier waren besonders viele junge Menschen, Studierende und SchülerInnen, beteiligt. Als Tausende nach Beendigung der Demonstration in die Stadt gingen, wurde es der Polizei vollends unmöglich gemacht, die für den Nazi-Aufmarsch vorgesehene Strecke freizuhalten. So war zum Beispiel der Königsweg zeitweilig von der Ringstraße bis zum Walkerdamm voll von AntifaschistInnen.

Es war unsere Stärke, die massenhafte Beteiligung an unserer Demonstration, welche die Landeshaus-Demo zur Randerscheinung und Ergänzung des Protestes werden ließen. Wäre die Demonstration des Runden Tisches nicht so gut angenommen worden, hätten die Parteien und einige verantwortungslose DGB-Angestellte mit Hilfe der Polizei versucht, die Arbeit des Runden Tisches weiter zu diskreditieren und womöglich zu kriminalisieren. Ein perfides Spiel derjenigen, die unter anderem mit ihrer Politik des Sozialkahlschlags auch der faschistischen Demagogie den Boden bereiten. Die SPD-Führung hat bis zuletzt versucht, gegen die Demonstration des Runden Tisches zu intrigieren. So hat sie ihren Einfluss auf das Bündnis türkischer Vereine genutzt, um die Verbreitung des türkischsprachigen Aufrufs zu unterbinden; das berichtete ein Vertreter des Progressiven Türkischen Arbeitnehmervereins auf dem Treffen des Runden Tisches am 3. Februar. In den Kieler Gewerkschaften wird der Protest gegen das eigenmächtige Vorgehen der Kieler DGB-Spitze immer lauter; dieser Protest sollte Konsequenzen haben.

Der DGB-Bundesvorstand und Funktionäre wie Peter Deutschland, Vorsitzender des DGB-Nord, haben inzwischen die Forderung nach einem Verbot faschistische Organisationen bekräftigt. Das ist ein weiterer Rückhalt für unsere Arbeit, für den Versuch, die Gewerkschaften insgesamt zu einer kontinuierlichen Arbeit gegen Faschismus und Rassismus zu bewegen, wie sie die Kolleginnen und Kollegen am Runden Tisch in Zusammenarbeit mit anderen antifaschistischen Kräften seit Jahren praktizieren.

Vielleicht gelingt es ausgehend vom 29. Januar ja auch, ein besseres Verhältnis zur Kieler und überregionalen Presse herzustellen, was nicht zuletzt hieße, die JournalistInnen zu verantwortungsvoller journalistischer Arbeit und Recherche zu bewegen. Davon war im Vorfeld der Demonstration nichts zu spüren. In der Berichterstattung nach dem 29. Januar hat - mal von der Sensationspresse abgesehen - nicht die KN, sondern die Süddeutsche Zeitung den Vogel abgeschossen: "Straßenschlacht in Kiel" war ihr Beitrag überschrieben, der sich angeblich auf dpa-Meldungen stützte, wovon man bei der Agentur allerdings nichts wissen wollte... Aber nicht nur dieser Artikel vermittelte in auswärtigen Zeitungen den Eindruck, Simonis, Carstensen und Co. hätten einen Demonstrationszug von (mindestens) 7000 Menschen angeführt.

Wo immer sich in den Tagen nach dem 29. Januar Menschen trafen, die an der Demonstration teilgenommen haben, gab es nur fröhliche Gesichter. Es hat sichtlich Spaß gemacht und vielen Menschen Auftrieb gegeben, Mut gemacht, Flagge und Gesicht zu zeigen gegen Faschismus und Rassismus. Lasst uns diese Stimmung möglichst lange bewahren und nutzbar machen - indem wir die Zusammenarbeit (wieder) festigen, indem wir nicht zuletzt die Möglichkeiten nutzen, die der Runde Tisch bietet. Auf dem nächsten Treffen am 22. Februar steht die Arbeit mit Jugendlichen, besonders an den Kieler Schulen, im Mittelpunkt.

(Dietrich Lohse)