Flughafenausbau:

Augen zu und durch

Man mag es nicht glauben: In den städtischen Kassen gähnende Leere (weil Banken wichtiger sind als Kindertagesstätten und Schwimmhallen), aber eine große Koalition aus SPD und CDU setzt unverdrossen weiter auf den Ausbau des Flughafen Holtenau. Das ist das Ergebnis der letzten Ratssitzung am 17. Februar. Da half nicht einmal ein selten lichter Moment der Oberbürgermeisterin, die angesichts explodierender Kosten und klammer Kassen kalte Füße bekommen hatte. Ihre Partei mochte nicht auf sie hören. Auch die SPD hält stur an den Ausbauplänen fest und stimmte mit den Konservativen und gegen die Grünen für den Einstieg in die Planungsphase II. Allerdings unter dem Vorbehalt, dass die Landesregierung ebenfalls mitzieht.

Der Hintergrund: Seit 2001 wird diskutiert, die Startbahn in Holtenau auf 1800 Meter zu verlängern. Dafür müsste die B 503, die direkt am Flughafen vorbei führt, verlegt werden. Zwei Lösungen werden diskutiert: Tunnel oder Verlängerung um 700 Meter um den vergrößerten Flughafen herum. So oder so ein teurer Spaß, wie man sich vorstellen kann. Rund 60 Millionen Euro - vielleicht auch deutlich mehr - könnte es Stadt und Land kosten, meint man bei der Bürgervereinigung gegen Startbahnverlängerung, die seit Jahren auf hohem inhaltlichen Niveau gegen die Pläne opponiert (wie LinX mehrfach berichtete).

Angesichts des öffentlichen Widerstandes und der zahlreichen Einwände hatte die Ratsversammlung 2002 beschlossen, dass der Spaß die Stadt keinesfalls mehr als 19,6 Millionen Euro kosten dürfe. Bestandteil dieser Summe sind auch 2,6 Millionen Euro Zuschüsse für den Flughafen zwischen 2003 und 2013. Der Airport ist nämlich ein Zusatzgeschäft, dass sich Stadt (45 Prozent) und Land (55 Prozent) teilen.

Nun pfeifen es aber die Spatzen von den Dächern, dass die Passagierzahlen fallen statt steigen und damit auch der Zuschussbedarf größer wird. Auch die Baukosten scheinen - man kennt das irgendwie von öffentlichen Projekten, und selbst Frau Volquartz hat schon davon gehört - nicht zu zügeln zu sein. Viel Druck also unter dem "Kieler Deckel".

Doch vergebens: Auch nach 30 Gutachten, die nach Rechnung der Bürgervereinigung bereits angefertigt wurden und mehrere Millionen Euro aus Stadtsäckel und Landeshaushalt verschlungen haben, pfeift man bei CDU und SPD weiter im Walde: Neue Gutachten müssen her, denn der Preisanstieg über das gesetzte Limit sei noch keineswegs bewiesen. Also Planungsphase II und weitere 600.000 Euro für eine Landebahnverlängerung, die keiner braucht, die aber Anwohnern und Schülern viel Lärm bescheren und unserer Umwelt viel Schaden zufügen wird.

        (wop)