Regelsatz auf 634 Euro erhöhen
Die Montagsdemonstrationen gegen das Verelendungsprogramm „Hartz IV“
gehen weiter, auch wenn sie längst kein großes Medienthema mehr
sind. In vielen Städten in Ost wie West trifft man sich noch immer
wöchentlich, in manchen Städten wie in Kiel im zweiwöchentlichen
Rhythmus. Diet Teilnehmerzahlen sind allerdings überall deutlich zurückgegangen.
In vielen mittelgroßen ostdeutschen Städten hat sich allerdings
ein erstaunlich großer harter Kern herausgebildet
Rund 60 Vertreter örtlicher Initiativen kamen am 12. März
zu einem Koordinierungstreffen der Montagsdemonstranten, darunter erfreulich
viele aus dem Westen. Die Initiative zu dem Treffen war vor allem vom „Aktionsbündnis
Soziale Gerechtigkeit“ ausgegangen. Auch viele Mitglieder gewerkschaftlicher
Erwerbslosenausschüsse waren anwesend, die von recht unterschiedlichen
Erfahrungen mit DGB und Einzelgewerkschaften berichteten. Mancherorts gibt
es hervorragende Unterstützung, aber auch bürokratische Behinderungen
sind nicht selten.
Doch Bürokratie ist auch der neuen Bewegung nicht ganz fremd. Zwar diskutierte man am Samstag lange über ein „Sofortprogramm“ mit den dringlichsten Forderungen, doch über eine konkrete Kampagne, wie diese durchzusetzen sind – „bis zum Herbst“, wie ein Vertreter des „Aktionsbündnis Soziale Gerechtigkeit“ aus Leipzig meinte – wurde nicht beraten. Immerhin wollen die Leipziger gemeinsam mit einigen Berlinern bis zum nächsten Treffen am 7. Mai einen Kampagnenvorschlag erarbeiten.
Etwas konkreter ist da schon ein lockerer Zusammenschluß von Gruppen,
die bereits die bundesweiten Agenturschlussaktionen am 3. Januar angestoßen
hatten und nun eine Kampagne gegen Ein-Euro-Jobs vorbereitet. Vertreter
des Wuppertaler Sozialforums stellten am Samstag ein Konzept vor, wie man
noch in der Aufbauphase in den Prozeß eingreifen wolle. Geplant ist
ein bundesweiter Fragebogen, mit dem auf die Ein-Euro-Jobber zugegangen
werden soll. Auch will man Informationen über die Einrichtungen sammeln
und öffentlich machen, die Ein-Euro-Jobs anbieten. Aus verschiedenen
Städten gab es am Samstag erste Erfahrungsberichte, nach denen reguläre
Arbeitsverhältnisse gekündigt und durch die neuen Billig-Arbeitskräfte
ersetzt würden. Die Einrichtungen oder die sogenannten Zwischenhändler,
die die Ein-Euro-Jobs vermitteln, bekämen von den Arbeitsagenturen
500 Euro im Monat, von denen die Jobber je nach Arbeitszeit nur etwa 150
Euro sehen. Am 20.05., zwei Tage vor den Landtagswahlen in NRW, soll es
einen bundesweiten Aktionstag gegen diese Billig-Jobs geben.
Unterdessen ist das beschlossene „Sofortprogramm gegen die Verelendung
durch 'Hartz IV'“ durchaus für die Arbeit in den Orten nützlich,
wie unter anderem ein Vertreter des Lübecker Netzwerks gegen Sozialabbau
hervorhob. Es sei wichtig, daß man gegenüber den Medien mit
bundesweit einheitlichen Forderungen auftrete. Zu denen gehört seit
Samstag unter anderem die sofortige Erhöhung des Regelsatzes für
Arbeitslosengeld-II-Bezieher auf 634 Euro, sowie Schluß mit der Anrechnung
des Einkommens von Lebenspartnern sowie des Kindergeldes un ähnlichem
auf die Bezüge der Arbeitslosen. Ohne das sei ein menschenwürdiges
Leben nicht möglich.
(wop)
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