Ver.di-Veranstaltungen im Gedenkjahr 2005

Die deutschen Gewerkschaften haben besondere Veranlassung, mit eigenen Veranstaltungen das Gedenken an die Befreiung vom Faschismus wach zu halten.Die Zerschlagung der organisierten Arbeiterbewegung war erster Auftrag und Grundbedingung faschistischer Herrschaft. Sie ermöglichte Krieg und Völkermord.

Eingedenk dieser Tatsache organisiert auch ver.di im Bezirk Kiel-Plön eine Reihe von Aktivitäten aus Anlass des 60. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus. Sie werden sich nicht allein mit den aktuellen Nazi-Umtrieben befassen, sondern auch die wirtschaftliche und politische Situation in Deutschland - die diese Umtriebe begünstigt - ins Blickfeld rücken und an die Situation vor 1933 erinnern. Eine wesentliche Lehre für die deutsche Gewerkschaftsbewegung wird in Erinnerung gerufen: Anpassung an die Politik des Kapitals führte und führt zum Untergang.

8. Mai
 

"Ja, haben dafür unsre kühnsten Herzen
gekämpft, gelitten und ihr Blut verströmt,
dass, die wir einst geschworen, auszumerzen,
heut nicht einmal mehr öffentlich verfemt?"

(Erich Weinert, 1947)




Die Ausstellung "Neofaschismus in Deutschland", die von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der AntifaschistInnen und der IG Metall erarbeitet wurde, wird vom 8. bis zum 12. Mai, jeweils von 9:00 bis 18:00 Uhr im Gewerkschaftshaus (Legienstr. 22) in den Fluren der Ebene 2 gezeigt. Am 8. Mai findet dort um 11:30 Uhr eine Gedenkveranstaltung statt, in deren Rahmen diese Ausstellung eröffnet wird. Es sprechen Christel Pieper von der VVN/BdA und Bettina Jürgensen vom Runden Tisch gegen Rassismus und Faschismus. Für die musikalische Untermalung sorgt der Ernst-Busch-Chor Kiel. -

10. Mai
 

"Drum griffen sie in ihrem ernsten Grimme
Nach unsrem Wort mit ihrer Mörderhand.
Sie zündeten ein Feuer auf im Land
Und glaubten, dass es in der Glut verglimme.
Sie glaubten, sie verbrennen unsre Stimme.
Doch war es nur Papier, was sie verbrannt."

(Erich Weinert)


Zur Erinnerung an die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 finden verschiedene Aktionen statt. Auch in der Holstenstraße soll am 10. Mai 2005 mit einer öffentlichen Lesung auf dieses Ereignis hingewiesen und für den Besuch der Abendveranstaltung geworben werden, die um 19 Uhr im Lichtsaal des "Legienhofs" beginnt. Dort werden Zeitzeugen berichten, es wird aus verbrannten Büchern gelesen, die Gruppe "Rotdorn" macht Musik. Tagsüber werden KünstlerInnen und SchriftstellerInnen in Schulen und Büchereien Lesungen durchführen. -

Das aktuelle Geschehen in Deutschland zwingt uns, wachsam zu bleiben. Der Umfang der neofaschistischen Aktivitäten zeigt: Es sind längst nicht mehr Anfänge, denen es zu wehren gilt.

"Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die  Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat. " (Erich Kästner, 1958)

Später im Jahr soll mit dem Aufgreifen der Aktion "Stolpersteine" auch auf den Straßen Kiels an die Lebenschicksale von EinwohnerInnen unserer Stadt erinnert werden, die von den Nazis verfolgt und ermordet wurden.