Eindrücke vom 1. Mai
 

Mag sein, dass mancher Anwohner entlang der Demoroute dieses Jahr den 1. Mai verschlafen hat. Den rund 2000 Demonstranten, die die IGM gezählt hat – realistischer ist wahrscheinlich 1500 – wird jedenfalls niemand vorwerfen können, sie hätten seine verlängerte Nachtruhe gestört. Dem Vernehmen nach, soll Kiel demnächst bei der ein oder Reiseagentur für Polittouristen ins Angebot aufgenommen werden, denn die Stille bei den hiesigen 1. Mai Demos dürfte weltweit einmalig und damit eine gewisse Attraktion sein. Hingegen ist es wohl eher ein böswilliges Gerücht, der Mai-Ausschuss habe beschlossen, im nächsten Jahr Puschen auszugeben und die Teilnehmer anzuweisen, sich nur noch flüsternd zu unterhalten.
 

Erfreulich war hingegen, dass wiederum darauf verzichtet wurde, SPD-Politiker reden zu lassen. Statt dessen kamen Kollegen aus den Betrieben zu Wort, was recht erfrischend war, wenn auch insbesondere die Nachrichten aus der Bau-Branche nicht besonders erfreulich waren, die die Zuhörerer geboten bekamen: Entlassungen und Angriff auf Löhne und Gehälter auf breiter Front, wie in den meisten Branchen. Ein Kollege von Vossloh konnte immerhin von einer erfreulichen kollektiven Gegenwehr berichten, mit der Entlassungspläne des dortigen Vorstands zwar nicht ganz verhindert, aber doch zumindest entschärft werden konnten.
Zum Abschluss der Kundgebung führte das Bündnis gegen Sozialabbau und Lohnraub einen Sketch gegen Ein-Euro-Jobs auf. (wop)