Antifaschistisches Gedenken in Kiel:

Gelungener Auftakt

Ein überaus erfreulicher Einstieg in die Veranstaltungswoche zum Gedenken an den 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus gelang der Gewerkschaft ver.di am 8. Mai in Kiel. Im gut gefüllten Lichtsaal des „Legienhofs“ führten Susanne Schöttke und andere Mitglieder der ver.di-Jugend in das Thema ein, bevor Christel Pieper und Bettina Jürgensen in beeindruckenden Reden einen Blick in die Geschichte und den Blick auf die vor uns liegenden Herausforderungen ermöglichten. Der Kieler Ernst-Busch-Chor leistete einen begeisternden musikalischen Beitrag zum Gelingen der Veranstaltung.

Christel Pieper berichtete über ihre Kindheit, die von der nach dem Krieg bald wieder einsetzenden Verfolgung der kommunistischen WiderstandskämpferInnen und ihrer Organisationen, aber auch anderer AntifaschistInnen und selbst der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) geprägt war. Sie führte uns das Leben ihres Vaters vor Augen, der von seinem 29. bis zum 41. Lebensjahr in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern von den Nazis gequält worden war. Und sie vermittelte uns äußerst anschaulich und lebendig etwas von dem Mut und der Kraft, die sie selbst Zeit ihres Lebens aufbringen musste, um gemeinsam mit alten und jungen AntifaschistInnen in der VVN, die seit Anfang der 70er Jahre VVN/BdA (Bund der AntifaschistInnen) heißt, das Vermächtnis der Opfer und der WiderstandskämpferInnen gegen den Faschismus lebendig zu halten und für seine Erfüllung zu kämpfen – eine Aufgabe, die so aktuell ist wie nur je.

Bettina Jürgensen stellte die Arbeit des Runden Tisches gegen Rassismus und Faschismus in Kiel vor und führte uns das Treiben der Neonazis ebenso vor Augen wie die rassistische und faschistische Einstellungen befördernde Politik der Bundesregierungen und die Angriffe aus dem Unternehmerlager gegen soziale und demokratische Errungenschaften der Arbeiterbewegung. „Widerstand jetzt“, die Aufschrift auf einem Halstuch der VVN/BdA, das Christel vor das RednerInnenpult gehängt hatte, muss unsere Losung sein, ein Widerstand, der sich auch auf die Militarisierung der deutschen Großmachtpolitik beziehen muss, in deren Folge inzwischen wieder deutsches Militär in alle Welt geschickt wird. Auf all diesen Gebieten sind die Gewerkschaften in besonderem Maße gefordert. Mit vielsprachigen Liedern aus dem deutschen und internationalen Widerstand sowie aktuellen antifaschistischen und Friedens-Liedern leistete der Ernst-Busch-Chor einen wichtigen eigenständigen Beitrag zu dieser Veranstaltung und trug wesentlich zu ihrem Gelingen bei. Dass in dem von ver.di veröffentlichten Programm von „musikalischer Untermalung“ durch den Chor die Rede ist, ist ein sprachlicher Fehltritt, den ich sehr bedauere (der mir aber vorher auch nicht aufgefallen war). Nach der  Ver- anstaltung nahmen die meisten BesucherInnen die Gelegenheit zum Besuch der Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ wahr, die am 8. Mai eröffnet wurde und bis zum 12.5. auf der ver.di-Ebene im Gewerkschaftshaus gezeigt wird.

Für die Veranstaltungen am Jahrestag der Bücherverbrennung (10. Mai) hat uns dieser Auftakt den nötigen Schwung gegeben.

(D.L.)



 

Wie an zahlreichen Orten, wurde auch am Ehrenmal für die in der Schlacht um Berlin gefallenen Soldaten der Roten Armee in Berlin Treptow dem 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus gedacht. 7.000 der insge- samt 20.000 sowjetischen Soldaten, die in den letzten Kriegstagen für die Befreiung Berlins starben, liegen hier begraben.