Arbeitskampf in der Stahlindustrie:

Weniger Lohn trotz Boom?

Nachdem die Tarifverhandlungen in der Stahlindustrie gescheitert sind zeichnet sich ein Arbeitskampf ab. In der Stahlindustrie sind ca. 85.000 KollegInnen beschäftigt. Während die Stahlindustrie boomt wie seit Jahrzehnten nicht mehr, wurden die Bezüge der  Vorstände um bis zu 69 Prozent erhöht. Die Arbeiter und Abgestellten sollen hingegen mit einer Lohnerhöhung unterhalb der Inflationsrate abgespeist werden. Die IG Metall hatte Erhöhungen der Löhne und Gehälter um 6,5 Prozent gefordert; der Tarifvertrag soll zwölf Monate laufen. Gleichzeitig wurden die Stahlarbeitgeber aufgefordert, mit ihr darüber zu beraten, wie Beschäftigung gesichert und Innovation betrieben werden kann.
 
 

Beim fünften Verhandlungstermin hatten die Arbeitgeber ihr bisheriges Angebot nur unwesentlich aufgebessert: Sie boten eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,4 Prozent und eine Einmalzahlung in Höhe von 800 Euro - bei einer Laufzeit von 19 Monaten an. Das entspricht (aufs Jahr umgerechnet) einem Plus von 1,75 Prozent. Nach Angaben der IG Metall ist der Gesamtumsatz der Branche von 22 Milliarden Euro im Jahr 2003 auf rund 27 Milliarden in 2004 empor geschnellt. Die Gewinne der sechs größten Stahlunternehmen werden nach Steuern von 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2004 um 600 Millionen auf 2,1 Milliarden im Jahr 2005 steigen. Gewinner dieser Entwicklung seien – neben den Vorständen – die Aktionäre. Die Salzgitter AG beispielsweise wolle die Dividende pro Aktie gegenüber dem Vorjahr um 60 Prozent erhöhen, Thyssen Krupp um 30 Prozent und Arcelor um 15 Prozent. Der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, hat den Arbeitgebern der Stahlindustrie vorgeworfen, selbst den besten Beweis für die Notwendigkeit der von Franz Müntefering angestoßenen Kapitalismusdebatte geliefert zu haben. Die IG Metall werde der Abkoppelung der Arbeitnehmer von der wirtschaftlichen Entwicklung nicht tatenlos zusehen. „Wenn die Arbeitgeber uns zwingen, werden wir einem Arbeitskampf nicht aus dem Weg gehen“, betonte Huber.

(hg)