Tarifabschluss in der Druckindustrie:

35-Stunden-Woche verteidigt

Die Arbeitgeber bedauern, dass sie nicht das erreicht haben, was sie sich ursprünglich unter einer Reform des Tarifvertrags vorgestellt haben." So bewertet der Verband der Druck- und Medienunternehmer das Ergebnis der diesjährigen Tarifrunde in der Druckindustrie. Grund für ihre Enttäuschung: Durch die  Kampfbe- reitschaft vieler Tausend KollegInnen (in etwa 190 Betrieben kam es zu teils ausgedehnten Warnstreiks) scheiterte der Angriff auf die 35-Stunden-Woche (im Westen; im Osten beträgt die Wochenarbeitszeit unverändert 38 Stunden).

Dennoch waren die Kapitalisten nicht ganz erfolglos. Die Gewerkschaft ver.di stimmte einer weiteren Reallohnsenkung zu: Die Beschäftigten erhalten für 2005 eine Pauschale von 340 Euro. Von April 2006 an steigen die Einkommen um ein Prozent. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Bei den Zeitungsverlagen in Schleswig-Holstein liegt der Abschluss noch niedriger, die Erhöhung beträgt hier - etwa für die Beschäftigten bei den KN - nur 0,9 Prozent. Wieder einmal konnte also in einer Tarifrunde der gewerkschaftliche Anspruch, die Lebensbedingungen ihrer Mitglieder zu verbessern und darüber hinaus die "Binnenkaufkraft" zu stärken, nicht verwirklicht werden.

Der Zusatzurlaub von drei Tagen für Tiefdrucker wird von 2009 an gestrichen. Zusätzliche freie Tage für Schichtarbeiter und Ältere werden reduziert. Betriebe können Zeitkonten einführen und so die Arbeitszeit flexibilisieren. Zudem können Druckereien einfacher und öfter als bisher Samstagsarbeit beschließen. Der Zuschlag von 20 Prozent bei einer Ruhezeit unter elf Stunden fällt weg - ebenso wie der Bonus für Beschäftigte, die mittags anfangen zu arbeiten. Überstunden- und Samstagszuschläge werden reduziert.

Bei "wirtschaftlicher Notlage" können Betriebe das Urlaubs- und Weihnachtsgeld streichen - allerdings (wie bisher schon üblich) nur mit Zustimmung der Tarifparteien. Weitere Öffnungsklauseln wurden verhindert.

Für die Große Tarifkommission wie für die Mehrheit der Beschäftigten wiegt die Verhinderung der Arbeitszeitverlängerung diese Zugeständnisse auf. In der Tat ist dies in der heutigen Zeit ein ermutigendes Signal. Entsprechend konnte die Gewerkschaft während und in Folge des Arbeitskampfes viele neue Mitglieder gewinnen.

(D.L.)