Zeitarbeit:

Sklavenhändler auf Tarifflucht

Manchmal ist billig nicht billig genug, muss man sich bei dem Zeitarbeitsunternehmen Manpower gedacht haben. Die Frankfurter Zentrale der Industriegewerkschaft Metall informiert, dass der Konzern, einer der größten der florierenden Branche, eine  Tochterge- sellschaft namens Manpower Managed Services GmbH gegründet hat. Zweck der Übung: Tarifflucht. Was  SPD-PDS-Landes- regierungen lieb ist, soll den Spezialisten für Lohndumping recht sein. Während das Mutterunternehmen Mitglied im Bundesverband Zeitarbeit (BZA) und damit an dessen mit dem DGB abgeschlossenen Tarif gebunden ist, trat die Tochter dem Arbeitgeberverband Mittelständischer Personaldienstleister bei. Der hat den wesentlichen Vorteil, dass er einen Tarifvertrag mit der "Christlichen  Tarifge- meinschaft Zeitarbeit und Personalserviceagenturen" abgeschlossen hat, der ein deutlich geringeres Entgelt vorsieht, als der  DGB- Vertrag. In der Entgeltgruppe 1 wird zum Beispiel 6,15 Euro pro Stunde gezahlt, 87 Cent weniger als im DGB/BZA-Tarif, berichtet die IG Metall. Die Gewerkschafter warnen davor, dass Manpower trotzdem weiter mit dem DGB-Tarifvertrag Werbung machen könnte

Die "Christliche Tarifgemeinschaft" ist eine Arbeitsgemeinschaft verschiedener im Christlichen Gewerkschaftsbund  zusammenge- schlossener Organisationen. Diese nennen sich zwar Gewerkschaften, zeichnen sich jedoch vor allem dadurch aus, dass sie sich in gewerkschaftlich schlecht organisierten Bereichen wie zum Beispiel in einigen Handwerksbranchen den Unternehmern anbieten, Tarifverträge abzuschließen, die eher als Lohndrückerei zu bezeichnen sind. Die IG Metall führt daher schon seit Jahren vor den Arbeitsgerichten einen Kampf gegen diese Winz-Organisationen, die in den entsprechenden Branchen meist so gut wie keine Mitglieder haben, die sie vertreten könnten.

Der im Mai 2003 abgeschlossene DGB/BZA-Traifvertrag ist zum 1. Januar 2004 in Kraft getreten und hat eine Laufzeit von vier Jahren. Er gilt für rund 200 Firmen mit bis zu 100.000 Mitarbeitern und sieht jährliche Lohnerhöhungen von 2,5 Prozent vor. Neun  Entgelt- gruppen wurden festgelegt. In der ersten wurden 2004 6,85 Euro pro Stunde gezahlt, in der neunten 15,5 Euro pro Stunde. IGM-Chef Jürgen Peters hatte den Tarifabschluss seinerzeit begrüßt, weil er die Zeitarbeit aus der "Schmuddelcke" hole und die Konkurrenz zwischen Zeitarbeitern und Stammbelegschaften verhindere.

Ob er damit Recht behält ist allerdings offen. Kürzlich stellte das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) fest, dass in einem Viertel der Betriebe Zeitarbeiter reguläre Beschäftigte verdrängen. Die Untersuchung bezog sich allerdings auf den Zeitraum 1998 bis 2003, also die Jahre vor Inkrafttreten des DGB/BZA-Tarifvertrages. Besonders in Zeiten der Flaute, so die IAB-Studie, würde auf Zeitarbeiter zurückgegriffen. Den von der Hartz-Kommission unterstellten "Klebe-Effekt" konnten die IABler nicht ausmachen. Statt 40 Prozent, wie die Kahlschlagreformer unterstellten, würden maximal nur 31 Prozent der Zeitarbeiter in ihren Einsatzbetrieben in feste Arbeitsverhältnisse übernommen. "Der Beitrag der Leiharbeit zum Übergang in reguläre Beschäftigung ist nicht allzu groß", heißt es in einer Mitteilung des Instituts, das der Bundesagentur für Arbeit angegliedert ist.

(wop)