Neumünster Schüler machen mobil:

Schulstreik gegen Landesregierung

Mehrere 100 Schüler verschiedener Neumünsteraner Schulen sind am Freitag, den 26. August dem Aufruf der örtlichen Kreisschülervertretung (KSV) gefolgt und haben den Unterricht für einige Stunden boykottiert und sich auf dem Großflecken im Stadtzentrum versammelt. Der Proteste richtet gegen die Pläne der großen Koalition im Landeshaus, das Kurssystem abzuschaffen. Die Schüler befürchten, daß darunter die Qualität des Unterrichts leidet und der Umbau zur Streichung von Lehrerstellen genutzt werden soll. Da derzeit mancher Kurs sehr klein sei, könnte die Regierung sich gedacht haben, man könne mit dem Unterricht im  Klassen- verband bis zu 30 Schüler einsparen.

"Viele Schulleiter haben unter Androhung von harten Strafen versucht, die Schüler vom Streik abzuhalten", so Ole Vent, Schülersprecher der  Immanuel- Kant-Schule. "Zum Glück lassen sich davon nur die wenigsten einschüchtern." Den Protesten waren Podiumsdiskussionen und Schreiben an Regierung und Landtagsfraktionen vorangegangen. Die KSV hatte im Vorfeld der Aktionen am Freitag versucht, mit verschiedenen Schulen Kontakt zu den dortigen Schülervertretungen aufzunehmen, war daran aber zum Teil von den Direktoren gehindert worden.
 
 

Seitens der Landesregierung wird für die Pläne vor allem die Geldnot und mangelnde Allgemeinbildung ins Feld geführt. Dazu halten die Schüler fest: "Hauptargument für das neue Konzept von CDU und SPD ist die Finanzlage im Landeshaushalt. Das System der reformierten Oberstufe sei nicht mehr bezahlbar. Wir sprechen uns aber ausdrücklich gegen Einsparungen im Bildungssystem aus - sei es generell in Form von Lehrerstellen oder speziell durch die Abschaffung des Kurssystems.
Stattdessen sollte begonnen werden, den seit langem proklamierten Bürokratieabbau auch wirklich durchzuführen, beispielsweise in Behörden wie dem Bildungsministerium. Dadurch könnten die nötigen Finanzmittel entstehen, um sowohl die reformierte Oberstufe zu erhalten als auch die versprochenen Förderungen in den unteren Jahrgängen durchzuführen, um also endlich die Wahlversprechen einzuhalten und der Bildung mehr Gewichtung zukommen zu lassen" (aus einer Pressemitteilung der KSV). Die Neumünsteraner Schüler fühlen sich von SPD und CDU verschaukelt. In einer Rede auf der Kundgebung am Freitag meinte KSV-Sprecher Lennart Holst: "Die Regierung versprach auch bei allen Gesprächen und Briefwechseln, dass mehr Geld in den Bildungssektor fließen soll, doch im Haushaltsentwurf für das nächste Jahr, wird erstaunlicher Weise genau bei der Bildung eingespart! Dieses verkündete eine SPD-Abgeordnete. Wie passt dieses zusammen? Wir fühlen uns natürlich belogen!" Und zum Bildungsargument: "In Zukunft sollen Mathe und Deutsch Abiturprüfungsfächer sein. In einem Brief der Kultusministerin an die Lehrer heißt es, dass dies die Grundkenntnisse stärken solle: Doch erlangen wir unsere Grundkenntnisse in der Oberstufe?"

Die Auseinandersetzung hat offensichtlich bei den Schülern für einen erheblichen Politisierungsschub gesorgt. Inzwischen hat man Kontakt zum AStA der Uni in Kiel aufgenommen, und wer weiß, wenn sich dort demnächst der Protest gegen die geplanten Studiengebühren regt, dann könnte das auch auf die Schulen  übergreifen.

(wop)