Stadtwerke:

Absahner wollen mehr

Dem Stadtwerke- Mehrheitseigner MVV geht es prächtig. Bereits nach neun Monaten hater sein Gewinn-Ziel für das Geschäftsjahr 2004/2005 übertroffen, wie der Konzern Mitte August mitteilte. Ursprünglich hatte das Mannheimer Unternehmen einen operativen Gewinn von 150 Millionen Euro angepeilt. Doch schon jetzt hat der Konzern mehr Geld in den Kassen: In den ersten neun Monaten kletterte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 37 Prozent auf 174 Millionen Euro. Der größte Teil des Gewinnzuwachses ist eine Folge der erstmaligen Einbeziehung der Stadtwerke Kiel. MVV hatte Ende April den Zuschlag für 51 Prozent der Stadtwerke Kiel erhalten. Die waren zuvor im Besitzt des Pleitiers TXU Europe, der ein paar Jahre in Kiel reichlich Kasse gemacht hatte, aber dann im November 2002 Insolvenz (Zahlungsunfähigkeit) anmeldete. Die MVV-Aktie hat binnen Jahresfrist um 50 Prozent zugelegt, berichtet die Internetplattform boerseARD.de. MVV ist der sechstgrößte deutsche Energieversorger, hat außer in Kiel auch in Buchen, Ingolstadt, Offenbach und Solingen Stadtwerke aufgekauft und befindet sich weiter auf der Pirsch.

Auch bei den Stadwerken laufen die Geschäfte blendend: „Das Ergebnis vor Steuern konnten wir im Vergleich zu 2003 auf 24,6 Millionen Euro verbessern, was einer Steigerung von 3,4 Prozent entspricht. Auch die Umsatzerlöse gingen nach oben, von 292 Mio. Euro in 2003 auf 305 Mio. Euro im Berichtsjahr. Die Bilanzsumme lag zum 31. Dezember 2004 bei 469,8 Millionen Euro”, fasste Vorstandsvorsitzender Stefan Grützmacher am 17. Juni bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2004 die wichtigsten Kennzahlen zusammen. Neben Preiserhöhungen heißt das Erfolgsrezept vor allem Rausschmiss und Löhnedrücken: „Das Ziel, in den kommenden Jahren sukzessive 300 Vollzeitstellen zu reduzieren, ohne an Qualität, Service und Beratungskompetenz einzubüßen, bleibt uneingeschränkt erhalten“, sagte Grützmacher. Und: Die angestrebte Kostensenkung betreffe „natürlich“ neben den Sachaufwendungen auch den Bereich Personal. Er sei sich der Tatsache bewusst, dass ein alleiniger quantitativer Personalabbau für sein Haus kein Allheilmittel darstelle. „Vielmehr sollte auch die hohe Arbeitsplatzsicherheit bei den Stadtwerken Kiel in die Gesamtbetrachtung einbezogen werden“, heißt es in einener Pressemitteilung des Unternehmens. „Ich meine, dass dieser Aspekt uns helfen kann, die Entwicklung des Personalaufwands zu beeinflussen", so Grützmacher. Oder im Klartext: Arbeiter und Angestellte werden Erpresst. Entweder ihr stimmt Lohnkürzungen zu, oder ihr fliegt. So was nennt man modernes Management in billige Effizienz-Rabulistik verpackt.(wop)