Die Koalitionsvereinbarung – Ein „Manifest der sozialen Kälte“
CDU, CSU und "S"PD haben grünes Licht für die große
Koalition gegeben. Mit großer Mehrheit haben die Delegierten der
Parteien dem Regierungsbündnis zugestimmt. Die Koalitionsvereinbarung
enthält keine einheitliche Linie, es steht nicht alles drin und viele
Angelegenheiten sollen erst überprüft, können noch, wie
auch immer, ausgelegt werden und einige „Reformpläne“ sind zurückgestellt
worden. Eine nachhaltige Sanierung der Staatsfinanzen ist das erklärte
Ziel der großen Koalition. Harte Einschnitte kommen deswegen auf
die meisten KollegInnen und ihren Familien zu. Die Koalition setzt offenbar
im nächsten Jahr auf positive Konjunkturentwicklung durch so
genannte „Vorzieh-Effekte“ durch die angekündigte Mehrwertsteuererhöhung
2007. In Japan ist diese wirtschaftspolitische Strategie in den 90er Jahren
gescheitert. Außerdem ist zu befürchten, dass der Einzelhandel
seine Preise bereits 2006 erhöhen wird. Der Wegfall der Eigenheimzulage,
von Steuerfreibeträgen und der Entfernungspauschale für Wege
zur Arbeit bis zu 20 Kilometern u.a. belastet ArbeitnehmerInnenhaushalte.
Die Einsparungen beim ALG können, ohne dass mehr Arbeitsplätze
in Sicht sind nur durch massive Streichungen und Kürzungen bei den
Betroffenen hereingeholt werden. Außerdem sollen ALG-EmpfängerInnen
zukünftig wie Terroristen durch elektronische Rasterfahndung überprüft
werden. Der ohnehin unzureichende "Kündigungsschutz" wird durch die
Möglichkeit einer zweijährigen Probezeit vollständig zur
Farce. Das öffnet dem Heuern und Feuern Tür und Tor. Durch die
Steigerung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre soll vor allem eine höhere
Abzugsfähigkeit bei einem vorzeitigen Renteneintritt erreicht werden,
was massive Rentenkürzungen bedeutet. Zum „Dank“ für die Beitragserhöhung
um 0,4 Prozent werden die heutigen und zukünftigen Renten drastisch
gesenkt. Über mehrere Jahre bis 2009 sollen die RentnerInnen reale
Nullrunden hinnehmen, was bei steigenden Zuzahlungen, Massensteuern, Sozialabgaben
noch mehr RentnerInnen in Altersarmut und Verelendung treiben wird. Mit
dem Koalitionsvertrag wird der „Sozialstaat“ weiter abgebaut und die neoliberale
Politik der Rot-Grünen Regierung fortgeführt. Mit der Erhöhung
der Mehrwertsteuer, der faktischen Rentenkürzung, den Verschärfungen
bei Hartz IV und der weiteren Einschränkung des Kündigungsschutzes
zeigt die neue Koalition, dass sie die Umverteilung von unten nach oben
weiter vorantreiben will. Weitere soziale Schweinereien werden sicherlich
noch im Rahmen der „Kranken- und Pflegeversicherungsreformen“ folgen. Außerdem
wird durch das massive Abwürgen der Binnennachfrage die Massenarbeitslosigkeit
weiter ansteigen. Besser kann man die Koalitionsvereinbarung nicht beschreiben
„Soziale Kälte ist unmenschlich und im Kern unmoralisch“. (Wahlprogramm
der „S“PD). (hg)