Betrieb & Gewerkschaft

Ausstand in Kiel:

Streiks bei den Versicherungen

Mit weiteren Warnstreiks in der Versicherungswirtschaft erhöhte ver.di den tarifpolitischen Druck auf die Arbeitgeber. In den letzten Wochen hatte es bereits einen bundesweiten Streiktag der Hamburg-Mannheimer Versicherung sowie Streiks in Münster, Düsseldorf, Hamburg, Stuttgart, Köln, Karlsruhe und Hannover mit insgesamt mehr als 14.000 KollegInnen gegeben. Mehr als 350 Beschäftigte der Provinzial-Versicherung in Kiel beteiligten sich letzte Woche an einem mehrstündigen Warnstreik und einer Demonstration zum Gewerkschaftshaus, um ihren Forderungen nach 4,5 Prozent Lohnerhöhung, Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bei anstehenden Umstrukturierungen, Übernahme der  Auszubildenden und Verlängerung der Altersteilzeit bzw. 30-Stunden-Regelung Nachdruck zu verleihen. Damit konnte die Fachbereichsleiterin, Annette Falkenberg, mehr als ein Drittel der Belegschaft im Legienhof begrüßen.

Hintergrund der Streiks und Demonstrationen ist die Blockade der Versicherungsarbeitgeber in der laufenden Tarifrunde für die etwa 240.000 Beschäftigten der Branche. ver.di fordert eine Erhöhung der Gehälter um 4,5 Prozent, den Erhalt des Altersteilzeittarifvertrages und den Schutz der Beschäftigten vor Kündigungen. Dieses lehnen die Arbeitgeber ab und fordern stattdessen eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 40 Stunden, die Einführung des Samstags als normalen Arbeitstag sowie die Einführung von neuen Niedriglohngruppen. Auch in der dritten Verhandlungsrunde zeigte sich, dass die Arbeitgeber ihren Beschäftigten vieles zumuten wollen. Wie viel die Beschäftigten den Arbeitgebern wert sind, zeigten sie durch ihr Gehalts-"Angebot": Sie verlangen die Streichung der tariflichen Spesenregelung und  verweigern ordentliche Gehaltssteigerungen, statt dessen lautet ihr “Angebot”: Drei Nullmonate für Oktober bis Dezember 2005, ab dem 1. Januar 2006 plus 0,9 Prozent und ab dem 1. April 2007 plus 0,6 Prozent bis zum 31. März 2008. Das ist eine Mini-"Gehaltserhöhung" mit einer Maxi-Laufzeit von 30 Monaten. Die nächste Tarifrunde findet am 21. Dezember statt.

(hg)