Terminator-Technologie gefährdet die weltweite Ernährungssicherheit
Mit der sogenannten „Terminator-Technologie”, einem neuen gentechnischen
Verfahren, wollen Saatgutkonzerne Pflanzen unfruchtbar machen und damit
verhindern, dass Landwirte einen Teil ihrer Ernte aufbewahren und im folgenden
Jahr als Saatgut verwenden. Über 30 Organsiationen aus dem Umwelt-,
Entwicklungs- und Agrarbereich fordern gemeinsam, dass diese besonders
gefährliche Art der Agro-Gentechnik weltweit geächtet wird. Am
10. Januar wurde die Kampagne in Berlin der Presse vorgestellt, nachfolgend
das Positionspapier: Wiebke Freudenberg BI gentechnikfreies SH FREIE-SAAT-LOGO
Terminator-Technologie ächten - „Freie Saat statt tote Ernte”
Positionspapier Hintergründe:
Seit Anfang 2005 ist die Terminator-Technologie wieder ins Blickfeld
der internationalen Gentechnik-Debatte gerückt. Mittels Gentechnik
werden bei der Terminator-Technologie, von der Saatgutindustrie auch als
GURTs (Genetic Use Restriction Technologies) bezeichnet, Pflanzen so verändert,
dass die Ernte nicht mehr keimen kann. Damit sollen Bauern gezwungen werden,
jedes Jahr aufs Neue Saatgut zu kaufen. Dies stellt einen Angriff auf das
Menschenrecht auf Nahrung dar, werden weltweit doch 80 Prozent des eingesetzten
Saatguts aus der eigenen Ernte gewonnen. Wie weit die Entwicklung der Technologie
vorangeschritten ist, weiß im Moment außer den beteiligten
Unternehmen niemand. Trotzdem wurden schon eine Reihe von Patenten auf
die Terminator-Technologie angemeldet und erteilt, unter anderem an die
deutsche Firma Bayer Crop Science. Als 1998 dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium
und der Firma Delta & Pine Land das erste Terminator-Patent erteilt
wurde, stieß dies weltweit auf scharfe Kritik. Die Mitgliedstaaten
der Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD) empfahlen 1999
ein Moratorium, das den weltweiten Anbau und Freisetzungsversuche von Terminator-Pflanzen
vorläufig aufhielt. In einer Untersuchung im Rahmen der Konvention
wurde begründet, dass eine solche Technologie nicht nur eine ökologische
Katastrophe nach sich ziehen kann, sondern eine Gefährdung für
den traditionellen Saatguttausch, die Vielfalt der Nutzpflanzen und damit
eine Bedrohung der Ernährungssicherheit bedeutet. Diese Tatsachen
haben sich nicht geändert. Geändert hat sich lediglich die Argumentation
der Saatgutindustrie. Seit kurzem bemüht sie sich, diese lebensfeindliche
Technologie als wirksamen Schutz vor der Auskreuzung von gentechnisch veränderten
Pflanzen (GVO), also als Instrument der biologischen Sicherheit, zu verkaufen
und so in internationalen Vertragswerken zu verankern. Das Problem der
Auskreuzung von GVO soll nun mit einem weiteren technischen Verfahren –
der Terminator-Technologie - bekämpft werden.
„The grim sower“ von Eric Drooker (www.drooker.com)
Dieses Verfahren birgt jedoch eine ganze Reihe von Fehlermöglichkeiten, die durch das komplizierte Zusammenspiel der Gene entsteht, die in die Pflanze geschleust wurden. Terminator-Technologie ist daher kein Mittel zur Verhinderung von Kontamination durch Pollen oder Samen von GentechPflanzen, sondern dient ausschließlich den Konzernen. Die Regierungen Kanadas, Neuseelands und Australiens versuchen, das Moratorium für die Kommerzialisierung von Terminator-Technologie auf der kommenden Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über die Biologische Vielfalt im März 2006 zu kippen. Hiergegen protestieren die unterzeichnenden Organisationen aufs Schärfste. Die Terminator-Technologie ist eine besonders gefährliche und zynische Form der Agro-Gentechnik. Sie bringt Bauern keinerlei landwirtschaftlichen Nutzen durch höherwertiges Saatgut, sondern zielt allein darauf ab, eine totale Kontrolle über das Saatgut und damit die Kontrolle über die Welternährung zu erlangen. Wer den Saatgut-Markt beherrscht, beherrscht einen Markt, den es immer geben wird: Menschen müssen essen – es geht bei der Terminator-Technologie um nichts weniger als um die Kontrolle der Lebensgrundlagen. Deshalb muss die Terminator-Technologie weltweit verboten werden. Wir fordern... die deutschen Vertreter auf der 8. Vertragsstaatenkonferenz zur Konvention über Biologische Vielfalt (COP8), die im März in Brasilien zusammentreten wird, auf
• sich für eine Beibehaltung und Stärkung des De-facto-Moratoriums für die kommerzielle Nutzung und jegliche Freisetzungen mit der Terminator- Technologie einzusetzen und • auf ein zeitlich unbegrenztes, weltweites Verbot der Terminator-Technologie im Rahmen der Konvention hinzuwirken. Wir fordern zudem... ...den Deutschen Bundestag und die Bundesregierung auf, • die Patentierung, Registrierung, Lizenzierung oder jede andere Form der Anerkennung geistiger Eigentumsrechte, die mit dieser Technologie einhergehen, zu verbieten,
• ein Verbot der Terminator-Technologie im deutschen Gentechnikgesetz zu verankern,
• Forschungsgelder der öffentlichen Hand nicht für Projekte zur Verfügung zu stellen, die geeignet sind, die Terminator-Technologie und ihre Entwicklung zu fördern und
• sich insbesondere im europäischen Kontext auf allen Ebenen für die Umsetzung der hier genannten Forderungen einzusetzen. Die unterzeichnenden Organisationen sehen in der Entwicklung und Zulassung von Terminator-Technologie einen Angriff auf die weltweite Ernährungssicherheit. Sie stellt eine Form der Aneignung lebenswichtiger Ressourcen dar, die geächtet werden muss!
Weitere Informationen: Die deutsche Kampagne „Terminator-Technologie ächten – Freie Saat statt tote Ernte” unter www.freie-saat.de. Die internationale Ban Terminator Kampagne unter www.banterminator.org. Die Kampagne „Terminator-Technologie ächten - Freie Saat statt tote Ernte”wird unterstützt von folgenden Organisationen:
• „Kein Patent auf Leben!” • Aktion 3. Welt Saar
• Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL.)
• Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten in der Ev. Kirche in Deutschland (AGU)
• ATTAC
• Ausschuss für den Dienst auf dem Lande in der EKD
• Bioland
• Bonner AK gegen Gentechnologie
• Brot für die Welt
• BUKO Agrar Koordination
• BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie
• Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
• Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)
• Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend im ländlichen Raum (BAG ejl)
• Bündnis für die gentechnikfreie Landwirtschaft in Niedersachsen, Bremen und Hamburg
• Bürgerinitiative gentechnikfreies Schleswig-Holstein • Coordination gegen Bayer-Gefahren
• Demeter
• Dreschflegel e.V.
• Evangelischer Entwicklungsdienst (EED)
• Evangelisches Bildungszentrum Hesselberg
• Gen-ethisches Netzwerk
• Gentechnikfreie Regionen in Deutschland
• Germanwatch
• NABU
• Naturland
• Ökomarkt
• PAN Germany (Pestizid Aktionsnetzwerk)
• Share e.V.
• Umweltinstitut München
• Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) • Zukunftsstiftung
Landwirtschaft