Nächster Artikel

Wie Firmen ihre Kunden heimlich benoten:

Top-Kunde oder armer Schlucker?

Du wunderst dich, warum Du eine Wohnung nicht bekommst - sie aber weiter als frei angeboten wird? Wenn Du für die gleiche Kreditsumme mehr zahlen musst als der Nachbar? Oder wenn Du beim Anruf eines Versandhauses stets in der Warteschlange landest, Dein Freund aber sofort durchkommt? "Scoring" heißt das Zauberwort. Die Unternehmen vergeben dabei klammheimlich Schulnoten an ihre Kunden, Grundlage sind gesammelte persönliche Daten.

Über die meisten Verbraucher existieren ausreichend Informationen, um sich ein umfassendes Bild zu machen. Es steht längst fest, ob Du ein Top-Kunde bist, ein Durchschnittskunde, oder ob Du lieber "woanders kaufen solltest."  Inzwischen geht es auch nicht mehr nur darum, ein paar Schufa-Auskünfte einzuholen, um zu erfahren, ob ein Verbraucher ein zuverlässiger Kreditnehmer ist. Der Handel mit personenbezogenen Daten ist ein Milliardengeschäft geworden. Spezialisierte Unternehmen werten bergeweise Daten aus, benoten Verbraucher und verkaufen diese Daten an andere Firmen weiter.

Wer ärmer ist, zahlt drauf

So wird beispielsweise ermittelt, in welchen Regionen besonders zuverlässige Kunden wohnen. Für Banken unverzichtbare Informationen. Im praktischen Leben äußert sich das so: Wer in Berlin wohnt, zahlt höhere Kreditzinsen als ein Münchener - weil in der Bundeshauptstadt durchschnittlich mehr Kredite platzen als in der bayerischen Metropole. Es geht aber auch viel, viel genauer. Unternehmen, wie die Schober Information Group, Infoscore oder Informa verwalten, bewerten und verkaufen Millionen Privatadressen, dazu unzählige Zusatzinformationen und mehrere Millionen Emailadressen - völlig legal. Alle Adressen sind fein säuberlich gescored. Wer also die Anschriften von 10.000 Männern sucht, die überdurchschnittlich verdienen, keine Familie haben und sich demnächst ein Auto kaufen wollen, wird dort mit Sicherheit fündig.

Ein normales Leben zu führen, ohne dabei Daten von sich preiszugeben, ist praktisch nicht möglich. Bei der Bank, der Krankenkasse, dem Finanzamt - überall werden personenbezogene Daten gespeichert. Das fängt schon mit der Einrichtung eines Girokontos an. Wer ein Konto eröffnen möchte, unterschreibt bei seiner Bank die so genannte Schufa-Klausel. Damit  willigt er ein, dass die Schufa die Daten verwenden und an ihre Mitgliedsunternehmen weitergeben darf.

Das Problem: Wer nicht unterschreibt, bekommt auch kein Konto. In diesem Fall bist Du also zwingend auf die Weitergabe Deiner Daten angewiesen. Trotzdem können Verbraucher einiges tun, um den Missbrauch personenbezogener Angaben zu erschweren. Es ist ein Irrglaube, dass die professionellen Datenhändler Daten stehlen. Oftmals bekommen sie diese frei Haus geliefert.

Mit jeder Kundenkarte, jedem Gewinnspiel und jeder Umfrage verraten Verbraucher ein bisschen mehr über sich. Manchmal reicht es auch aus, Infomaterial über eine Geldanlage oder ein neues Auto anzufordern. Oftmals willigst Du dabei ein, auch "von anderen Unternehmen Informationen zu erhalten", wie solche Klauseln meistens ausgedrückt werden. Das bedeutet praktisch nichts anderes, als dass Du der Weitergabe Deiner Adresse zustimmst.

Um Schindluder mit Deinen Daten zu vermeiden solltest Du:
• nicht an Gewinnspielen teilnehmen
• der Weitergabe Deiner Daten nur in Ausnahmefällen zustimmen
• nur an Umfragen teilnehmen, von denen Du dir einen persönlichen Nutzen  versprichst
• keine Kunden-, Rabatt- oder Kreditkarten benutzen
• Einkäufe nur im Ausnahmefall mit der EC-Karte bezahlen.

(CSK)