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Was tun, wenn Ärzte demonstrieren?

Am Mittwoch, den 22. März 06, wurde in Kiel mit viel düsterer Theatralik – z. B. musikalisch untermalt mit  „Spiel mir das Lied vom Tod“ – in einem Trauermarsch, zu dem schwarzumrandete Traueranzeigen aufgerufen hatten, die Arzt-Patienten-Beziehung symbolisch zu Grabe getragen. An dem Trauerzug vom Rathausplatz zum Landeshaus beteiligten sich etwa 4.000 Menschen, vorwiegend  niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, deren Personal sowie ihre Patientinnen und Patienten.

Nebenbei gesagt ist „das Vertrauensverhältnis-Arzt-Patient“ ein ziemlich alter Hut, den die Kassenärztlichen Vereinigungen (und Kassenärztliche Bundesvereinigung – KBV), sowie andere Standesorganisationen der niedergelassenen Ärzte immer dann ins Spiel bringt, wenn ihr Monopol auf ambulante Versorgung durch politische Maßnahmen angetastet werden könnte. Nicht selten wurde bereits während des ganzen vorigen Jahrhunderts diesem Vertrauen durch straff organisierte Ärztestreiks auf die Sprünge geholfen.

Die Gegenbewegung – für Überwindung der starren Trennung von ambulanter und stationärer Versorgung – kam und kommt meist von den gesetzlichen Krankenkassen im Interesse ihrer Versicherten und wird z. Zt. auch als Forderung nach einer „integrierten Versorgung“ von ver.di vertreten. Dabei lässt sich übrigens auf beste Erfahrungen der Ex-DDR mit Ambulatorien, Polikliniken und Gesundheitszentren zurückgreifen.  Das Problem linker (oder gar revolutionärer) Politik in der BRD ist also aktuell, dass sich in Sachen Gesundheitspolitik drei verschiedene Tendenzen in Bewegung gesetzt haben: Die niedergelassenen Ärzte, die angestellten Ärzte aus den Krankenhäusern, die im Marburger Bund organisiert sind und die sich leider einen Dreck um die Interessen des Pflegepersonals und der übrigen Beschäftigten im Krankenhaus kümmern, und eben große Teile dieser Beschäftigten selbst, die ver.di gegen Arbeitszeitverlängerung und Lohndruck im Öffentlichen Dienst besonders in verschiedenen Uni-Kliniken mobilisieren konnte.

Was tun?

Abgesehen davon, dass wir uns schlau machen müssen über das, was die verschiedenen Fraktionen neoliberaler Politik in Sachen Kopfpauschale oder/und  Bürgerversicherung jetzt aushecken, sollten wir uns vielleicht an der einen oder anderen historischen Erfahrung orientieren. Beispielsweise daran, dass eine kostenlosen Gesundheitsversorgung für jede und jeden in der Ex-DDR nicht nur auf dem Papier (nämlich in der Verfassung) stand, sondern auch praktiziert wurde. Was einem armen Land wie Kuba heute noch möglich ist sollte in einem reichen europäischen Land keine Hürde sein. Fehlt nur noch eine weitere Bewegung auf der  Straße:

„Alles für alle und zwar umsonst!“

 Eva Dockerill