Neue Horrorszenarien
SPD-Minister Müntefering will „Jobverweigerer“ härter anpacken.
Damit setzt Müntefering offensichtlich schon heute die Leit-
Idee für das neue Grundsatzprogramm der SPD des „vorsorgenden
Sozialstaats“ um. Eine Steigerungsmöglichkeit der Schweinerein bei
Hartz IV können sich Erwerbslose eigentlich schon lange nicht mehr
vorstellen. Nun sollen die Erwerbslosen weitere Kürzungen in Kauf
nehmen, damit sie schneller wieder für einen Billiglohn arbeiten gehen.
Das neue Horrorszenario nennt sich SGB-II-Optimierungsgesetz und sieht
massive Kürzungen bei ALG II-EmpfängerInnen vor. Alle paar Monate
lebt das Märchen von angeblich arbeitsunwilligen Erwerbslosen
wieder auf. Im letzten Jahr war es Ex-Wirtschaftsminster Clement der in
einer Broschüre gegen „Abzocke", Menschen, die Sozialleistungen missbrauchen
würden, als "Parasiten" bezeichnete. Die neue Regierung setzt offensichtlich
wie Rot-Grün auf den Niedriglohnsektor. „Wir wollen aber eben nicht,
dass sich die Langzeit-
arbeitslosen an ihre Situation gewöhnen“, sagte SPD-Fraktionsmitarbeiter
Eckhard Fischer. ALG II -Leistungen sollen dauerhaft nur noch für
die „wirklich Bedürftigen“ gezahlt werden, also „arbeitsfähige“
LeistungsbezieherInnen sollen gekürzte Regel-
leistungen erhalten, um so „einen Anreiz zur Aufnahme niedrigentlohnter
Tätigkeiten zu schaffen“ so Alexander Gunkel vom Bund deutscher Arbeitgeber.
Das neue Gesetz zur „Optimierung des SGB II“ soll möglichst noch am
1. August 2006 in Kraft treten, d.h. Anfang Mai ins Bundeskabinett und
Anfang Juli durch den Bundesrat gejagt werden. Durch das „Optimierungsgesetz“
für das Sozialgesetzbuch wollen Union und SPD etwa rund 1,2 Milliarden
einsparen.
Das Gesetz enthält weitere nette Grausamkeiten. Ab dem 1.7. gibt
es keine Leistungen mehr für AusländerInnen, die keinen Job haben
(deren Aufenthalt sich aus dem Zweck der Arbeitssuche ergibt), sowie deren
Familienangehörigen und Leistungs-
berechtigte nach AsylbLG (Asylbewerberleistungsgesetz). Alle die zukünftig
zu zweit zusammen leben sind eine Bedarfsge-
meinschaft, egal ob sie verheiratet sind oder nicht. Im Text heißt
es u.a. „Die Arbeitsgruppe sieht außerdem eine Klarstellung
vor, nach der homosexuelle Paare bei der Verantwortung füreinander
heterosexuellen gleichgestellt werden sollen: Homosexuelle Paare, die
zusammenlebten, müssten dann auch ohne Homo-Ehe füreinander einstehen.“
Außerdem soll der Telefonterror und der Schnüffelstaat weiter
ausgebaut werden. Wer nicht mitmacht muss mit Leistungskürzungen rechnen.
Es wird eine Auskunftspflicht über einen unbegrenzte Zeit vor der
Antragsstellung ebenso eingeführt wie die Zustimmung zur Einholung
von Auskünften bei NachbarInnen. Die Datenerfassung soll erweitert
und der direkte Datenabgleich mit dem Meldeamt, Bundesämtern und dem
Kraftfahrzeugbundesamt ermöglicht werden. Die Sanktionen des Jobcenters
werden drastisch verschärft. Bei einem zweiten „Vergehen“ beträgt
die Kürzung nicht wie bisher 30% sondern gleich 60%!! Auch die Kosten
der Unterkunft sollen in die Sanktionen einbezogen werden. Außerdem
sollen auch die Strom- und Warmwasserkosten zukünftig aus dem dürftigen
Regelsatz gezahlt werden. Die „Vermögensfreibeträge“ sollen weiter
gesenkt werden. Die geplante Absenkung auf bis zu 225,. Euro wäre
für viele Erwerbslose eine Katastrophe. Dazu darf es nicht kommen!!
(hg)