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DGB-Aktionstag 21.10.2006

Besser wird es nur ganz anders

In Berlin wollte der DGB nicht durch die Straßen demonstrieren, sondern nur eine Kundgebung am Brandenburger Tor abhalten. Michael Sommer will die Regierung ja auch nicht verärgern; erklärtermaßen will er ihr „helfen“. Ganz in diesem Sinne ist das Motto „Das geht besser“ wohl zu verstehen.

Viele KollegInnen wollen der Regierung keineswegs helfen, sondern wünschen sie geradewegs zum Teufel. Auf die Hilfe übernatürlicher – und sei es höllischer – Kräfte dürfen wir allerdings nicht hoffen, wir müssen selbst den Widerstand organisieren gegen  Unternehmer- angriffe und Regierungspolitik. Und gegen die auch innerhalb der Gewerkschaften unternommenen Versuche, unseren Protest klein zu halten.

„Schluss mit den Reformen gegen uns“ und „Das geht nur ganz anders“ – diese Losungen prägten die Aufrufe zur Demonstration in Berlin, die um 11 Uhr am Roten Rathaus beginnen sollte, und zu dieser Demonstration wollten etliche Kolleginnen und Kollegen auch aus Kiel fahren.

An der Demonstration des Bündnis Sozialproteste in Berlin am 21.10.2006 beteiligten sich aus Kiel neben vielen ver.di-Kollegen auch Mitglieder des Bündnisses gegen Sozialabbau und Lohnraub, der Arbeitsloseninitiative, von Attac, dem Linksbündnis, WASG und DKP.  - (uws)

Bereits auf einer Veranstaltung von ver.di und der IG Metall am 4. Oktober wurde dieser Wunsch deutlich, und die anwesenden  Ge- werkschaftssekretäre signalisierten Unterstützung. Angemerkt werden muss, dass bis dahin vielen GewerkschafterInnen gar nicht klar war, dass der DGB in Berlin nur eine Kundgebung abhalten wollte. Viele dürften auch hinterher von der Demonstration nichts erfahren haben, obwohl in Berlin ver.di und IGM inzwischen auch zum Roten Rathaus mobilisierten. Der Kieler DGB, der seine Möglichkeiten zur Mobilisierung sowieso nicht ausgeschöpft hat, hat es uns bis zum Schluss schwer gemacht, eine Busfahrt zur Demonstration zu organisieren. Dass er wenigstens einen Bus bereitstellen musste, dürfte zu einem guten Teil auf den Beschluss der Vertrauensleute an der Kieler Universität zurückzuführen sein, zum Roten Rathaus zu fahren und auf eigenen Flugblättern dazu aufzurufen, woraufhin unser Fachbereichssekretär zusagte, für alle, die sich dafür anmelden würden, einen Bus bereitzustellen. Der DGB hat leider auch in seinen nach dem 4. Oktober verteilten Aufrufen die Möglichkeit, bereits um 6 Uhr in Kiel abzufahren, verschwiegen. Dennoch wurde der Bus voll, einige fuhren noch im privaten PKW nach Berlin. So haben wir dazu beigetragen, dass die Demonstration vom Roten Rathaus etwa 15.000 Menschen zählte, und sie war mit Sicherheit der interessanteste und anspornendste Teil dieses Aktionstages im Norden.
 
 

Kollegen vom Berliner DGB und von ver.di beteiligten sich auch zahlreich an der Demonstration.

Dass der DGB in keiner einzigen (anderen) ostdeutschen Stadt eine Demonstration organisierte, ist eine zusätzliche Peinlichkeit. Der Aktionstag am 21.10. sollte ein Auftakt sein. Wie oft haben wir das schon gehört? Bisher haben wir aus solchen  Großdemonstrationen zu wenig Bleibendes in den alltäglichen Kampf hinüberretten können. Arbeiten wir daran, dass es diesmal besser wird.
 

(D.L.)