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Kurz nach Redaktionsschluss der letzten Ausgabe erreichte uns die traurige Nachricht, dass die Landes-
Härtefallkommission dem seit 15 Jahren in Deutschland beheimateten Kurshid A., über den wir in der letzten Ausgabe berichtet hatten, nicht helfen wollte. Herr A. wurde  nach Pakistan abgewiesen. Seine deutsche Ehefrau (die Behörden hatten eine „Scheinehe“ behauptet), erlitt einen  Nervenzusammenbruch und musste in ein Lübecker Krankenhaus eingewiesen werden. Ein „Integrationsprojekt“ der Ausländerbehörde in Ostholstein.

Nach Berichten von Nichtregierungsorganisationen aus Marokko haben dort in der Nacht vom 30. zum 31. Juli 2007 in Laâyoune im Süden des Landes Polizisten auf Menschen geschossen, die das Land per Boot  verlassen wollten. Demzufolge wurden zwei Menschen getötet, zwei weitere schwer verletzt. Die exzessive Gewalt ist nach Auffassung von PRO ASYL ein Ergebnis des Drucks, den die EU auf Marokko ausübt, die Abfahrt von Bootsflüchtlingen in Richtung Kanarische Inseln zu verhindern. In einer gemeinsamen Erklärung kritisieren marokkanische, französische und deutsche Nichtregierungsorganisationen auch eine neue Welle von Razzien gegen Menschen aus Staaten des subsaharischen Afrikas. Aus fast allen Regionen Marokkos würden Migranten in die Region Oujda in der Nähe der algerischen Grenze geschafft und daran gehindert, andere Teile Marokkos wieder zu erreichen. Die Region entwickele sich zu einem großen Internierungslager unter freiem Himmel.

Aber auch da lässt man den Menschen keine Ruhe. Einige Tage vor den Schüssen von Laâyoune gab es auf dem Campus der Universität von Oujda eine große Razzia gegen MigrantInnen und Asylsuchende aus Ländern südlich der Sahara, die sich dort niedergelassen hatten. Die Behörden nutzten offenbar die Abwesenheit vieler Studenten in den Semesterferien aus. Zeugen berichten, dass gegen vier Uhr morgens Polizei, Militär und Hilfskräfte die Migranten einkreisten und begannen, sie festzunehmen und brutal mit Gürteln und Gummiknüppeln zu schlagen, bevor sie sie in Kleinbusse verfrachteten. Fliehende wurden mit Hunden verfolgt. Anschließend fuhren Bulldozer über das Camp um alle Hinterlassenschaften zu zerstörten. Die Festgenommenen wurden zunächst zum örtlichen Polizeikommissariat gebracht, wo man ihre Mobiltelefone beschlagnahmte, anschließend wurden sie in Polizeifahrzeuge geladen und aus der Stadt in Richtung algerischer Grenze gefahren. Unter den abgeschobenen Personen waren mindestens sechs Frauen und zwei Kinder, von denen eines nur vier Jahre alt ist.

Das Internetmagazin Telepolis berichtet unterdessen über die katastrophale Versorgung der Kinder und Jugendlichen unter den Flüchtlingen, die auf den Kanarischen Inseln ankommen. 1140 waren es allein im vergangenen Jahr. Die Mehrzahl von ihnen wird in abgelegenen Lagern untergebracht, wo es an Betreuung mangelt und das Essen oft so miserabel ist, dass die Kinder oft an Durchfall und Magenkrämpfens leiden. Das Magazin zitiert einen Bericht, nachdem aufgrund der beengten Verhältnisse und des Mangels an qualifizierten Betreuern die Kinder oft Opfer von Gewalt und auch Missbrauch werden. Täter sind meist ältere Kinder oder auch das Wachpersonal.

(wop)