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Unterstützt den Kampf der polnischen Kumpels

Gleicher Lohn für  Gleiche Arbeit!

Uns erreichte ein Hilferuf aus Polen. Kollegen der Steinkohlenzeche  „Budryk” in Ornontowice  in Oberschlesien  streiken schon seit zwei Monaten, für die Angleichung ihrer Löhne. Die Kollegen  gegen die  ein verbaler Kampf geführt wird, bitten um internationale Hilfe und Solidarität, damit aus dem Streik kein blutiger Ernst wird. An dem Streik nehmen fast alle Kollegen aus dem produzierenden Bereich teil. Sie streiken unter extremen Bedingungen. Kumpels haben in 700 m Tiefe die Zeche besetzt. Mehr als 30 Kollegen befinden sich in 1000 m Tiefe im Hungerstreik. Die anderen Kumpel führen den Streik und Besetzung übertage durch. Die Kumpel verlangen eine Lohnangleichung an die anderen Zechen der Gesellschaft JSW AG. Im Augenblick betragen die Lohnunterschiede 20%. Dies entspricht nicht dem Gesetz, das diskriminierende Gehaltsunterschiede beim gleichen Arbeitgeber verbietet. Die Zeche „Budryk“ ist eine der besten Zechen des Steinkohlebergbaus in Polen.  Sie ist die modernste, hat die höchste Produktivität und Gewinne. Diese Gewinne kommen jetzt auch der gesamten Kohlegesellschaft der JSW AG zugute. Die Kumpel von „Budryk” verlangen keine Hilfe oder Zuschläge vom Staat. Die Lohnerhöhungen, die sie fordern, sollen aus den Gewinnen gezahlt werden, die sie erarbeiten. Die Regierung lehnt konsequent einen Dialog und die Anhörung der Forderungen der Streikenden ab, obwohl die Zeche „Budryk” und JSW S.A. Eigentum des Staates sind und die Aufsicht darüber der Wirtschaftsminister hat.

Der Vizepremier und Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak hat eine Delegation von Frauen der Kumpel, die nach Warschau gefahren waren, nicht empfangen.  Die Leitung der Kohlegesellschaft sagt Verhandlungen ab, führt Scheinverhandlungen durch oder bricht sie immer wieder ab. Die Streikenden sind einem ständigen Druck durch die Medien, die von der Betriebsleitung und der Regierung inspiriert sind,  ausgesetzt.  Sie werden Terroristen genannt, der Streik wird als illegal bezeichnet, obwohl laut Gesetz nur ein unabhängiges Gericht berechtigt ist einen Streik als illegal zu erklären und dies ist nicht geschehen. Die Gewerkschaften, die am Streik beteiligt sind, werden verleumdet und es werden Hass-Szenen gegen sie mit Hilfe von öffentlichen Medien und ihnen hörigen Journalisten improvisiert.   Es werden Streikbrecher benutzt, die durch korrumpierte Gewerkschaften organisiert und von Arbeitgebern bezahlt werden. Die Arbeitnehmerrechte und die Freiheit der Gewerkschaften werden nicht eingehalten. Es wird gedroht den Streik mit Gewalt zu beenden.

 „Wir müssen fürchten, dass Blut fließen wird. Dies alles verschärft den Konflikt und könnte zu tragischen Vorfällen führen. Wir wenden uns um Hilfe an alle Gewerkschaftsorganisationen und an alle Menschen, denen die Ideale des Kampfes um Recht und Würde der Arbeiter nahe sind, organisiert Mahnwachen vor den Botschaften Polens, übergebt ihnen Petitionen und Anfragen. Verlangt, dass in Polen die Politik für die Einhaltung der Gesetze sorgt und es nicht gestattet, dass eine staatliche Kohlegenossenschaft Arbeiter diskriminiert und gegeneinander aufbringt, indem sie ihnen unterschiedliche Löhne zahlen. Verlangt, dass in Polen ein echter und kein scheinbarer gesellschaftlicher Dialog mit den Arbeitervertretern, die die Proteste unternehmen, geführt werden. Helft den Familien der Streikenden, die schon den zweiten Monat ohne Lebensunterhalt dastehen. Ohne eine internationale Solidarität der Arbeiter sind wir auf einen einsamen Kampf angewiesen.“ Streikkomitee der KWK „Budryk” 


hg, nach Informationen des Streikkomitees

 
 
Aufruf der streikenden Kumpel der polnischen Zeche „Budryk“  an Gewerkschaften und ArbeitnehmerInnen im Ausland

Liebe Freunde,

Ich übermittle Euch den Aufruf der streikenden Kumpel der polnischen Zeche „Budryk“ an Gewerkschaften und Arbeiter im Ausland. Im Namen des Landesverbandes der Freien Gewerkschaft „Sierpie? 80” (August 80) bitte ich Euch um Eure Solidarität mit den Streikenden, und besonders im Zusammenhang mit dem folgendem Appell, bitte ich Euch um entsprechende Petitionen und Anfragen an die polnischen Botschaften und um Proteste vor diesen und um eine Stärkung des Stiftung für die Familien der Streikenden. Die Situation der Streikenden ist dramatisch.  Ihr Wille und ihre Entschlossenheit ist sehr hoch, aber sie reicht nicht. Eure Solidarität könnte die Waagschale zu ihren Gunsten wenden und Betriebsleitung und regionale Organe dazu zwingen mit den Streikenden ein Abkommen zu schließen.  Vom Ausgang des Streiks in „Budryk” wird es vor allen Dingen abhängen, ob die Arbeiterschaft in Polen in einem Land leben wird, in dem ihre Rechte und Interessen respektiert werden oder in einem Land, in dem  allein der Wille der Arbeitgeber und eine zügellose Ausbeutung zählt.

Mit den besten Grüßen
Boguslaw Zietek
Vorsitzender der Freien Gewerkschaft „Sierpie? 80”
 
 
Einer der längsten Arbeitskämpfe in der Geschichte des polnischen Bergbaus ist  zu Ende gegangen. Der gefundene Kompromiß sieht eine Erhöhung der Gehälter in der Zeche Budryk um durchschnittlich zehn Prozent sowie eine schrittweise Angleichung des Lohnniveaus bis 2010 vor. Zudem verpflichtete sich die JSW, gegen die Organisatoren des Streiks keinerlei Rechtsmittel einzulegen.