Nächste Seite

Erklärung der Kieler Gruppe der IPPNW (Int. Physicians for the Prevention of Nuclear War)

Ärzte für Frieden und soziale Verantwortung zum geplanten Kohlekraftwerk auf dem Ostufer

Als Ärzte, die sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind, warnen wir vor der geplanten Bewilligung des neuen 800 MV-Kohlekraftwerks in Kiel.

Das geplante Kohlekraftwerk würde – abgesehen von dem klimaschädlichen massiven Kohlendioxidausstoß - in Kiel und Umgebung zu einer erheblichen Zunahme der Luftbelastung mit Kohle-Feinstaub und giftigen Schwermetallen (unter anderem mit Quecksilber, Arsen, Kadmium, Blei, Schwefel- und Stickoxiden) führen und eine dadurch bedingte erhöhte Erkrankungs- und Sterberate der Bevölkerung zur Folge haben, wie dies in zahlreichen renommierten nationalen und internationalen Studien nachgewiesen wurde. Besonders die Zunahme an Erkrankungen der Atemwege, Asthma bei Kindern und chronische Bronchitiden bei Erwachsenen sowie Lungenkrebs und Herzinfarkt führen neben einem höheren Krankenstand zu einer Verkürzung der Lebenserwartung. Dies bedeutet neben dem damit verbundenen menschlichen Leiden auch eine weitere massive Zunahme der Kosten im Gesundheitswesen sowie soziale und wirtschaftliche Folgekosten. Nach einem Bericht im Deutschen Ärzteblatt (DÄ 4/05) sterben schon jetzt mehr Menschen an den Folgen der chronischen Einwirkung von Feinstaub in der Atemluft als durch Verkehrsunfälle. Doch die Grenzwerte für Feinstaub sind in der BRD noch immer viermal höher als von der WHO empfohlen!

Die Einführung des Rauchverbots in öffentlichen Räumen und Gaststätten war gesundheitspolitisch ein vernünftiger Schritt, den die Politik endlich gegen die Lobby der Tabakindustrie gewagt hat. Durch die Bewilligung eines neuen Kohlekraftwerks würden sich die PolitikerInnen in ihrem Einstehen für die Gesundheit unglaubwürdig machen, ihre Fürsorgepflicht für die Bevölkerung vernachlässigen sowie die in der Selbstverpflichtung als Klimaschutzstadt Kiel eingegangene Verantwortung gegenüber unseren Kindern und Enkeln zugunsten der wirtschaftlichen Interessen eines Stromkonzerns verraten.

Als Ärzte weisen wir auf diese fatalen Folgen hin und fordern die politisch Verantwortlichen auf, statt des geplanten Kohlekraftwerks in zukunftsweisende, gesundheitlich und ökologisch verträgliche Energiegewinnung sowie in Energiesparmaßnahmen zu investieren.
 

Für die Kieler Gruppe der IPPNW/Ärzte für Frieden und soziale Verantwortung:
Dr. med. Mechthild Klingenburg-Vogel, Schleswigerstr. 42, 24113 Kiel