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Kommentar:
Stadtverwüstung

An der Hörn soll gebaut werden. Am achten März veröffentlichte die KN eine Computersimulation der geplanten Bürohäuser entlang der Uferpromenade, und man mochte seinen Augen nicht trauen: Nach dem bereits das andere Ufer mit dem CAP verschandelt worden war und Autokrat Gansel seinerzeit im Alleingang dem späteren Pleitier Mobilcom-Schmid grünes Licht für seinen Klotz an der Hörnbrücke gegeben hatte, soll nun das architektonische Gruselkabinett mit einem Ensembel vollkommen fantasieloser Kästen vervollständigt werden. Schon in wenigen Wochen ist Baubeginn sein.  Auch die Grünen sollen die Pläne abgenickt haben. Der Vorgang wirft nicht nur Fragen nach dem Demokratieverständnis der „basisdemokratischen Partei“ und ihres schwarzen Koalitionspartner auf, sondern auch nach ihrem Urteilsvermögen. Die geplanten Gebäude werden nämlich nicht nur grottenhässlich sein, sondern sie werden auch lediglich einen vergleichsweise schmalen Streifen entlang des Ufers einnehmen. Mit anderen Worten: Sie schneiden die dahinter gelegene Fläche vom Wasser ab, und das bei einer Höhe von sechs bis zehn Geschossen. Das nicht bebaute Gelände wird damit völlig entwertet. Vermutlich wird die Stadt auch in 15 Jahren noch auf ihm sitzen bleiben. Zudem sind ausschließlich Büros geplant. Da hätte man doch eigentlich auch seinerzeit einfach Schrottplatz und Werft an dem Standort belassen können, wenn man doch nur wieder eine tote Stadtlandschaft schaffen wollte, die nach Büroschluss für Menschen, die sie auf dem Weg nach Gaarden durchqueren müssen, Nachts zum Angstraum wird. (Im Umfeld der Brücke über die Werftstraße hat es im letzten Jahr mehrere Gewaltverbrechen gegeben.)

Angeblich ist man im Rathaus bemüht, mehr Touristen nach Kiel zu holen, Kreuzfahrer zum Beispiel, die den maritimen Charakter der Stadt zu schätzen wissen. Aber diese Planung scheint nur einmal mehr zu bestätigen, dass es vor allem um eines geht: Kiels Ruf als hässlichste Stadt Norddeutschlands zu verfestigen. Wäre ja auch wirklich vollkommen linksradikal und utopisch gewesen, erschwinglichen Wohnraum mit anspruchsvoller Architektur direkt am Wasser zu schaffen. Dann doch lieber sterile Büroblocks, die jahrelang leerstehen werden.

(wop)