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Kohlekraftwerk:

Stadtwerke stellte Gutachten für ein neues Kraftwerk zur Diskussion

Am 17.4.2008 fand in der Kantine der Stadtwerke Kiel die Vorstellung der GKK-Gutachten (Gemeinschaftskraftwerk von EON und Stadtwerke Kiel in Dietrichsdorf) und eine Podiumsdiskussion statt. Eingeladen waren neben den Gutachtern Dr. Matthes vom "Öko"-Institut und H. Freischlad (Enerko) auch der Wetterspezialist Meno Schrader, für verdi Holger Malterer, Martin Kruse für die IHK, Andreas Dahmke von der CAU und die Bürgerinitiative für eine umweltfreundliche Energieversorgung mit Peter Hartz und Claudia Bielfeld.

Außer der Bürgeriniative und möglicherweise Meno Schrader äußerten sich alle Vertreter für ein neues Kohlekraftwerk. Auch von den Gutachtern kam wie erwartet nichts Neues. Die Gegensätze waren offensichtlich.Auf der einen Seite das Hauptinteresse an der Rendite durch billigen und viel Strom. Auf der anderen Seite das Interessen für Mensch und Natur. Dem gaben die Gutachter auch vom sog. Öko-Institut keine Chance, weil jedes andere Kraftwerksmodell nach ihrer Meinung an der Wirtschaftlichkeit versagt. Da aber das Problem der CO2-Abscheidung noch nicht endgültig technisch ausgereift sei, empfehlen sie die Verschiebung um 3-5 Jahre. Die CO2-Speicherung und die daraus entstehenden Gefahren hätten sie schon jetzt technisch im Griff, so Prof. Dahme von der Uni-Kiel, was von der Bürgerinitiative angezweifelt wurde.

Auf die gesundheitlichen Folgen der Schwermetall- und Feinstaubausscheidungen wurde gar nicht eingegangen, außer der  wissenschaft- lichen Bemerkung, dass die sich ja weit verteilen würden. An die Verpflichtung der Bundesregierung die CO2-Ausscheidung um 80% zu verringern wurde von den Grünen erinnert, aber nicht eingegangen.

Stadtwerke Kiel und MVV-Vertreter Grützmacher verwies erneut auf die Renditeerwartung der Aktionäre, die nur mit einem 800 MW-Kraftwerk zu erreichen sei, sonst müssten die Stadtwerke zuzahlen. Bei gleichbleibender Renditeerwartung würden die Strompreise bei allen anderen Varianten stark steigen. Dann würden wiederum die Kunden weglaufen.

Aber natürlich würde auch in Windparks investiert und man wolle das Kraftwerk nicht gegen den Willen der Bevölkerung bauen.Einge- ladene Mitarbeiter des Gemeinschaftskraftwerkes sollten wohl mit ihrer Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, der Firmenleitung Rückendeckung geben, obwohl gerade bei den neuen rationellen Kohlekraftwerksblöcken ein Arbeitsplatzabbau zu erwarten ist. Der Vertreter von verdi zeigte sich leider als dermaßen wenig Fachkompetent, dass er nur auf die 100 Arbeitsplätze im jetzigen   Kohle- kraftwerk verwies, überhaupt nicht die Möglichkeiten von Arbeitsplätzen im Bereich der regenerative Energien und Energievermeidung auf der Palette hatte und nicht mit einem Wort den immensen Personal- und Serviceabbau durch den MVV-Konzern erwähnte, geschweige denn, die von ver.di und der BI gemeinsame Forderung nach Rekommunalisierung der Stadtwerke im Blick hatte.

Insgesamt blieben die sozialen Folgen der Energiepolitik und die konkreten Auswirkungen auf die Umwelt in Kiel außen vor. Die Bürgerinitiative will ihre Auswertung der Gutachten, die sozialen Auswirkungen der Energiepolitik und ihre Forderungen auf einer eigenen Veranstaltung am 15. Mai um 19 Uhr in der Toni-Jensen-Schule vorstellen.
 

 (Uwe Stahl)

 
 

Während der Podiumsdiskussion in der Kantine der Stadtwerke in Hasse: links Peter Hartz und Claudia Bielfeldt von der BI für eine umweltfreundliche Energieversorgung in der Region Kiel, rechts Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Kiel und MVV-Vertreter Stefan Grützmacher