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Aktuelles aus Kiel


• Auf der nächsten Ratsversammlung am 15.1.2009 will die Ratsfraktion DIE LINKE die Bemessung der Unterkunftskosten für Hartz IV-Empfänger (SGB II und SGB XII) neu festlegen lassen. Entsprechend der Veröffentlichung des Kieler Mietspiegels soll die  Mietobergrenze den sich veränderden Mietpreisen auf dem Kieler Wohnungsmarkt anpassen. Immer mehr Hartz IV-Empfänger werden wegen z. T. rechtswidriger Festlegungen der anzuerkennenden Unterkunftskosten aus ihren Wohnungen vertrieben oder werden in Existenznot gedrängt. Für viele bedeutet es Obdachlosigkeit, weil auf dem teuren Wohnungsmarkt die geforderte billige Wohnung gar nicht zu bekommen ist. Es wird interessant, wie sich die anderen „Sozial“-
Parteien dazu verhalten.

• Der Bauausschuss hat jetzt nach dem Beschluss auf der Ratsversammlung, dass in Kiel kein neues Kohle-
kraftwerk gebaut werden soll gegen die Stimmen der CDU einen Bebauungsplan für ein neues Kraftwerk neben dem derzeitigen „Gemeinschaftskarftwerk“ von EON beschlossen. Darin heißt es: „Als notwendige Grundlage für weiterführende städtebauliche Planung sowie andere Fachplanungen muss gemäß Beschluss der kommunalen Selbstverwaltung der Landeshauptstadt Kiel zum Energie- und Klimaschutzkonzept vom 09.10.2008 zunächst gutachterlich ein nachhaltiges ökonomisches und ökologisches Zukunftskonzept „Klimaverträgliche Energieerzeugung und Versorgung“ erarbeitet werden.

In Abhängigkeit von diesem Zukunftskonzept soll ein neu zu planendes Kraftwerk auf die bauliche Größen-
ordnung des bestehenden Kraftwerks in Umfang und Höhe beschränkt werden. Seitliche Bereiche des Kraftwerks sollen zum Bereich mit Erholungsfunktion für die Bevölkerung durch Grünanlagen und Gestaltungselemente räumlich abgeschirmt und klar gegliedert werden. Planungsabsicht ist dabei auch, die vom Gebiet ausgehenden CO2-Emissionen zu beschränken. Auch in diesem Zusammenhang wird dem Zukunftskonzept „klimaverträgliche Energieerzeugung und Versorgung“ eine große Bedeutung beigemessen. ... Die Belange des Immissionsschutzes für die Bevölkerung und die Umwelt (Gase, Lärm, Feinstäube, Ruß, Abwärme) sowie die stadt- und landschaftsgestalterische Einfügsamkeit der o.g. Planungen werden wesentliche Bestandteile dieser Bauleitplanung sein.“  Damit ist die Stadt Kiel jetzt in der Pflicht, ein alternatives Energiekonzept vorzulegen, was den Ergebnissen der im Sinne der Profitmaximierung vorgelegten Gutachten der Stadtwerke widerspricht und somit die Interessengegensätze mit EON und dem MVV-Konzern verschärfen wird. Die Bürgerinitiative  umweltfreundliche Energieversorgung in der Region Kiel hat mittlerweile einen Vorschlag für ein alternatives Energiekonzept für Kiel diskutiert, bei dem vollständig auf ein großes zentrales Kraftwerk verzichtet werden kann.

Warum die Stadt überhaupt solch einen Bebauungsplan beschließen musste, der EON einen Bauplatz für ein neues Kraftwerk zur Verfügung stellt, bleibt unklar. Sicher ist nur, dass das alte Kraftwerk 2015 still-
gelegt wird und bis dahin muss parallel ein zweites daneben gebaut werden, wofür es nun den begrenzten Bebauungsplan gibt, nachdem jedenfalls ein 800 MW Kohlekraftwerk nicht gebaut werden kann. Aber was dann? MVV und EON haben ja bereits angedroht, nach dem Ratsbeschluss auf Landesebene über ein Raumordnungsverfahren einen Beschluss für den Bau eines Großkohlkraftwerkes zu erzwingen. Sie hoffen dabei auf ihre Freunde in der CDU-Regierung, die ja bekanntlich ein schleswig-holsteinisches Energie-
konzept für den Bau gleich mehrerer Großkohlekraftwerke z.B. in Brunsbüttel im Sinne der Energie-
konzerne durchgesetzt haben. In der Bürgervereinigung wurde in dem Zusammenhang auch wieder daran erinnert, dass die Kooperationsparteien SPD, Grüne und SSW doch beschlossen hatten, die Rekommunalisierung der Stadtwerke zu prüfen. Da muss wohl mal nachgehakt werden.

• Die Landeshauptstadt Kiel soll nun die Baugenehmigung für das Science Center an der Hörn erteilt haben. Laut Planung wird bereits bis Ende 2010 das „Zentrum maritimer Wirtschaft und Wissenschaft“ für 25,7 Mio. Euro fertig gestellt sein, um dann gleich im Mai 2011 den Bundeswissenschaftswettbewerb „Jugend forscht“ ins Science Center zu holen. Die Stadt wartet jetzt nur noch auf den Zuwendungsbescheid des Landes S-H, welcher 17,8 Mio. beiträgt und dies obwohl der Landesrechnungshof vor dieser  Steuerver- schwendung gewarnt hatte. Passend zum aktuellen Verständnis von menschenverachtender israelischer Kriegspolitik in Palästina wartet bei HDW ein ausgemustertes U-Boot der israelischen Armee auf die Aufstellung vor dem Science Center um die Verbundenheit der Rüstungsproduktion mit der maritimen Forschung unter Beweis zu stellen. Auch das Risiko des „Nichterreichens der Gewinnschwelle während des Betriebes“ kann für den Kieler Haushalt noch teuer werden, denn der Gewinn „wird unter Zugrundelegung eines durch- schnittlichen Eintrittspreises von 7,90 Eur bei 212.000 Besuchern/a prognostiziert. Der Businessplan des künftigen Betreibers, der SMG Deutschland Entertainment GmbH, geht von rd. 302.000 Besuchern/a aus. Abgesichert ist dieser Ansatz mit einer im November 2007 vorgelegten Besucher-
potentialanalyse, die von möglichen rd. 435.000 Besuchern/a ausgeht. Nur für den Fall, dass nachhaltig die Gewinnschwelle nicht erreicht wird, kann SMG kündigen. In dieser Situation blieben ca. 18 Monate Zeit (Weiterbetrieb durch SMG ohne Zuschüsse), um förderunschädliche Alternativen auszuloten und zu realisieren.“ Solche Prognosen kennen wir bereits vom Flughafens Holtenau, dessen Ausbau glücklicher-
weise verhindert wurde.

(uws)