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Aktuelles aus Kiel


Das Kieler Krebstherapie-Zentrum macht Sorgen, obwohl die Baumaßnahmen in vollem Gange sind. Im Februar 2008 wurde ein Park-Grundstück in der Stadt Kiel für das geplante Partikeltherapiezentrum weit unter Wert verkauft: statt 4 Mio. nur für 2 Mio. Euro. Wenn es privatisiert werde, müsste dies "rückab-
gewickelt" werden. Die Herstellungskosten für das „Norddeutsche Radioonkologische Centrum Kiel“ (NRoCK) betragen ca. 250 Mio. Euro. Viel Geld soll in Kiel mit der Behandlung von Krebskranken ver-
dient werden, die dann aus der ganzen Welt anreisen sollen, um ein neuartiges und angeblich wirksameres und schonendes Verfahren auszuprobieren. Für Krebskranke, die nicht die nötigen Finanzen übrig haben, ist das allerdings kaum bezahlbar. Viel Geld wird hier für ein profitversprechendes Objekt ausgegeben, während es in den Kliniken an allen Ecken und Kanten mangelt. Jetzt gibt es Bedenken, dass sich der Gerätelieferant, die Siemens AG von dem Projekt verabschieden könnte, denn es werden mittlerweile mehrere solcher Zentren in Deutschland gebaut und die Zahl der zahlungkräftigen Kunden ist begrenzt. Es ist also fraglich, ob das Partikelzentrum im Jahre 2012 wie geplant, seinen regulären Betrieb aufnimmt.

• Karstadt wird abgerissen. Die MitarbeiterInnen von Karstadt Kiel waren sicherlich erstaunt, weil sie aus der Zeitung erfahren müssen, dass ihr Arbeitsplatz  bereits für die Abrissbirne vorgesehen ist. Hintergrund ist der Verkauf der Karstadt-Liegenschaften. Der derzeit attraktivste Teil der Kieler Innenstadt, sowohl Karstadt und auch das LEIK mit einer gesamten Verkaufsfläche von 25.000 qm sollen bis Ende 2009 entmietet sein und dann für den Abriss vorbereitet werden. Käufer ist das Immobilienunternehmen „Sonae Sierra“ mit Aktionären aus Portugal und Großbritannien, die laut den KN ca. 50 Einkaufszentren in Brasilien, Deutschland, Griechenland, Portugal, Italien, Spanien und Rumänien Einkaufszentren mit 1,9 Mio. qm vermieten. In Deutschland gehören dazu u.a. das „ALEXA“ am Berliner Aleanderplatz, die „Münster Arkaden“ in Münster und ab Herbst das „Loop5“ in Weiterstadt bei Frankfurt. 15 weitere Projekte sind in Planung.

In Kiel soll laut bisher noch nicht veröffentlichten Plänen von der Eggerstedtstraße bis Bootshafen, Wall, Holstenstraße und Alter Markt eine Verkaufsfläche von 30.000 qm geschaffen werden, mit der der Konzern „Innovation und Spannung in die Einkaufs- und Freizeitwelt“ bringen will. Dafür soll der Kaufpreis  weit über 20 Mio. Euro gelegen haben. Auf der einen Seite die Stadtvertreter dazu auf öffentlich über die städtischen Planungen zu diskutieren, wie die Innenstadt für die Kieler Bürger wieder attraktiver gemacht werden kann und möglicherweise Wohnraum geschaffen wird. Auf der anderen Seite werden von Immobilienkonzernen vollendete Tatsachen geschaffen. Es bleibt fraglich, ob die Innenstadt attraktiver wird, wenn immer weitere Einkaufszentren aus dem Boden gestampft werden, wie z. B. die Rathaus-
Galerie. Und wieso steigt dadurch die Kaufkraft der Kieler BürgerInnen?

• Der Rückkauf der Kieler Verkehrs Gesellschaft (KVG) hat tatsächlich geklappt. Am 27. Februar haben die Stadt Kiel und die Norddeutsche Bus-Beteiligungsgesellschaft (NBB, zum größten Teil Hamburger Verkehrsbetriebe) den Rückkauf der 49% Anteile vertraglich geregelt. Was die Stadt das gekostet hat, ist nicht bekannt, aber man munkelt von 1,2 Mio. Euro (dereinst für ca. 12.500 Euro verkauft!) Die Stadt kann jetzt den Auftrag für die Verkehrsleistungen direkt vergeben, ohne die europaweite Ausschreibungs-
pflicht wahrnehmen zu müssen. Dieser Rückkauf der Kieler Verkehrsbetriebe kam allerdings nicht ohne Opfer für die Belegschaft zustande, die ca. 1 Mio. Einkommensverluste hinnehmen musste. Dies sind z. B. der Verzicht auf 250 Euro Urlaubsgeld, Verschlechtung bei der Überstundenanrechnung, Senkung der Feiertagszuschläge von 135% auf 100%. Die Nachtschicht gilt erst ab 22 Uhr. Verzicht auf Fahrer-
pauschalen und anderes. Die Beschäftigten werden aber nach dem TVN (schleswig-holstenischer Tarifvertrag für für BusfahrerInnen) übernommen und haben Kündigungsschutz bis 2022. Trotzdem werden die BusfahrerInnen weder entsprechend ihrer Verantwortung noch ihrem Arbeitseinsatz bezahlt.

• Die Abrechnungsumstellung bei den Stadtwerken Kiel hatte nicht nur eine zweimonatige Verspätung der Rechnungen zur Folge. 60 Mitarbeiter sollen Wochenendschichten eingelegt haben, um die Rückstände aufzuarbeiten. Bei den Kunden breitet sich laut KN Unmut aus. Nicht nur wegen z. T. überhöhter monatlichen Abschläge, auch die Undurchschaubarkeit der Abrechnung macht den Kunden zu schaffen. Es wurde bereits der Verdacht geäußert, dass der Kieler Energieversorger (MVV) sich systematisch von den Kunden kostenlos kreditieren lässt. Teilweise wurden haarstreubende Aufschläge für die Vorauszahlungen verlangt, deren Berechnung undurchschaubar sei. „Die Stadtwerke müssen erklären, wie es zu derartigen Berechnungen kommt“, soll Thomas Hagen von der Kieler Verbraucherzentrale gesagt haben und forderte mehr Transparenz. Im Telefon-Service spricht man von einer „Riesenbaustelle“ wegen unzureichender Nachqualifizierung der Telefonkräfte.

Hintergrund der Probleme ist angeblich die Umstellung des Abrechnungssystems (Trennung der IT-Systeme), um die aktuellen Anforderungen des Energiewirtschaftgesetzes zu erfüllen. Dieses sehe vor, dass die Netzgesellschaften der Energieversorger klar von allen anderen Geschäftsfeldern getrennt werden. Auf den Rechnungen findet sich zu dieser Trennung allerdings gar nichts. Soviel zur Transparenz. Zum Trost halten die Stadtwerke für jeden Kunden eine Energiesparlampe bereit und werben für ihr neues Ökostromprodukt, während sie gleichzeitig an dem Bau eines neuen Kohlekraftwerkes in Kiel festhalten.

(uws)