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Kommentare zu „The night of the profs“

oder: Wissenschaftler im Zwiespalt zwischen Forschung und Wirtschaft

- Am Neugierigsten war ich auf den von allen kritisierten Prof. Jung mit seinen Thesen zum Ackerbau. Er hat eine klare  Situations- analyse der früheren, gegenwärtigen und zukünftigen globalen Ernährungssituation und weiß um die Gefährlichkeit kriegerischer  Aus- einandersetzungen um diese Problematik. Um dieses Problem zu lösen, hat er für sich die grüne Gentechnik erkannt, die viele seiner Geldgeber fördern wollen, der Verbraucherschutz aber nicht zulassen darf. Das ist der Punkt.

- Frau Prof. Treude erkennt ein zentrales Problem katastrophaler Treibhausgas-Freisetzung, sucht und forscht auf der ganzen Welt. Was sie nicht sieht (?) ist, dass Konzerne ihre Erkenntnisse am Liebsten zur Energiegewinnung nutzen würden, OHNE auf CO2-Emissionen zu achten, etwas naiv und gefährlich, ihre Vorstellungen.

- Prof. Rüdiger Schulz kann begeistern, denn er kann problemlos die Ernährungs- und die Energieprobleme der Menschheit lösen, er braucht eigentlich nur Geld und bedankt sich bei einem einzigen Förderer, der Linde AG. Seine Forschungsabteilung hat quasi keinen Etat, seine Ergebnisse sind konkurrenzfähig, wenn sie entwickelt würden. Nur würden sie aus dem Zweiklang Rohöl-Pflanzenöl einen Dreiklang machen, und das passt keinem der beteiligten Unternehmen.

- Prof Jensen ist Mathematiker und sprach vollkommen an dem Thema der Netzregulierung vorbei, reagierte aber auf einige Fragen der Netzkosten gut. Er beschäftigte sich mit mathematischen Formeln und nuschelte dermaßen, dass er sicher der schlechteste Professor war.

- Prof. Kersten aus Greifswald trug meiner Ansicht nach eher zur Belustigung bei, wenn man sich nicht denken könnte, dass er es mit seinen Fusionsreaktoren ernst meint. Da wird richtige Staatsknete verbrannt, die anderswo vollkommen fehlt. Wenn er von ersten Ergebnisse in 50 Jahren spricht und erzählt, wie lange der Garchinger Reaktor schon "forscht" können einem die Tränen kommen, angesichts schlecht isolierter Kieler Schulen.

- Herr Prof. Föll ist mit seiner Materialkunde bei den Silizium-Zellen ein begeisterter Wissenschaftler. Er kriecht bei Wirkungsgraden von 17 bis 20 Prozent und verspricht Besserung, wenn sich die Studies nur anstrengen. Sein erbittertster Gegner ist Prof. Requate, der die Forschung in Sachen erneuerbarer Energien am liebsten vollkommen der Marktregulierung ausliefern würde.

- Prof. Requate zieht eine rein wirtschaftliche Bilanz zwischen den staatlichen Eingriffen zur Begrenzung des weltweiten Schadstoffausstoßes und dem freien Handel am Beispiel der Emissions-Zertifikate. Interessant sind seine Technik-Kosten-Abschätzungen der Energiearten. Was bringen und nützen der Ertrag, die Arbeitsplatz-Effekte und die volkswirtschaftlichen Kosten der einzelnen Energiearten, wobei er keinen Unterschied machte zwischen atomar, fossil und erneuerbar. Ich musste mich schon sehr zurückhalten bei seiner Kritik an der Photovoltaik.

- Es war eine hochinteressante Nacht, die keine neuen Erkenntnisse gebracht hat, außer für mich als Nicht-Biologen bei den Mikroalgen jedoch den Zwiespalt, der sich auf Geld und Profit begründet, verdeutlicht.

(Ulli H.)


 - Energie vom Acker - Prof. Jung war in der Tat erstaunlich analytisch in der Darstellung der Situation, diese analytischen Fähigkeiten würde ich mir von ihm in Bezug auf die Gentechnik auch wünschen. Aber es war natürlich klar, dass die Lösung für das Problem der Energie- und Nahrungsknappheit in der Gentechnik liegt. Allerdings sehen das die über 500 Wissenschaftler, die den Weltagrarbericht geschrieben haben komplett anders! siehe: www.weltagrarbericht.de

- CO2-Speicherung in salinaren Formationen - Prof. Bauer strahlte auf mich eine gewisse Überheblichkeit aus, indem er z.B. Kritiker lächerlich machte, die vor der "Giftigkeit von CO2 warnten" indem er meinte "wenn der Hörsaal voller Wasser wäre, wären wir auch alle tot, dabei brauchen wir doch Wasser zum Leben." JA, aber genau deshalb baut man ja auch Deiche und Tsunami-Warnsysteme ... Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Risiken heruntergespielt werden. Und außerdem diese wahnsinnige Energie-
verschwendung für die Abscheidung, Lagerung u. Transport, wer kann denn ernsthaft solche Technik wollen, der Energie sparen will, das ist doch eine Energieverschleuderungstechnik. Antwort: die Energiekonzerne.

- Nahrungsenergie, Bindeglied der Ko-Evolution von Landwirtschaft und Menschheit - Prof. R.A.E. Müller konnte die vier Buchstaben BASF gar nicht so oft aussprechen, wie er es gern gemacht hätte. Auch in etwas überheblicher Vortragsweise wurde das Publikum darauf aufmerksam gemacht, dass die Technik es schon alles richten würde. Dank der Segnungen von Stickstoffdünger, Pestiziden, Patenten, Gentechnik und allgemeiner Technikförderung wird uns auch in Zukunft das Essen und Öl nicht ausgehen. Eine schlimme Bedrohung stellen für ihn allerdings "militante Agro-Öko-Nostalgiker" dar. (Die BASF verdient ihr Geld u.a. mit: Stickstoffdünger, Pestiziden, Patenten und Gentechnik)

- Im Nachhinein bedaure ich es sehr, nicht zu den Veranstaltungen der Studenten gegangen zu sein, aber das kann ja nächstes Jahr anders werden.

(Wiebke F.)