Grüne: „In der Theater-Debatte die Relationen wahren“

In die nächste Runde ging das Hickhack um das Theater in Kiel, insbesondere das Künstlerische Leitungsteam (KLT), als vor einer Woche Theaterdezernent Karl-Heinz Zimmer (CDU) den Abschlußbericht der vergangenen Spielzeit vorlegte. Ein schließliches Defizit von 4,2 Mio. DM war darin nachzulesen.

Während nun neben CDU und SUK auch die SPD-Fraktion im Kieler Rat offen über eine Trennung vom KLT, dessen angeblichem Miß-Management das Defizit angelastet wird, nachdenkt, mahnte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Edina Dickhoff zur Wahrung der Relationen, dies insbesondere vor dem Hintergrund der gleichzeitig bekanntgewordenen Haushaltsdefizite bei den städtischen Pflegediensten (6 Mio. DM) und beim städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb (ebenfalls 6 Mio. DM). Es sei unverhältnismäßig, wenn einerseits das Stiefkind Kultur mit der Lupe beobachtet, aber andererseits die hohen Defizite in anderen Bereichen fast achselzuckend zur Kenntnis genommen würden. In allen Fällen gelte es zuerst, die wirklichen Ursachen der Defizite zu analysieren und dann auf dieser Grundlage zu Schlußfolgerungen zu kommen.

„Die aber“, so Dickhoff, „dürfen das Defizit nicht ohne Not noch weiter in die Höhe treiben, was bei dem auch finanzpolitisch abenteuerlichen Kurs von SUK und CDU, das KLT lieber heute als morgen vor die Tür setzen zu wollen, nicht auszuschließen ist.“ Auch Christoph Munk, Kulturressortleiter bei den „Kieler Nachrichten“ und sonst als Frontmacher gegen das KLT bekannt, gab dies in einem Kommentar zu bedenken. Edina Dickhoff forderte, statt solcher Planspiele über Entlassung des KLT müsse sichergestellt werden, daß die Bühnen in der kommenden Spielzeit ihren Haushalt einhalten und daß den Beschäftigten der Bühnen und insbesondere den alten sowie den neu und wiederzugewinnenden AbonnentInnen eine gesicherte Spielzeit geboten werde.

„Die bislang bekannten Fakten lassen sich jedenfalls nicht gegen den Beschluß der Ratsversammlung zur Theaterstrukturreform wenden“, so Dickhoff weiter. Fraglich erscheine eher, ob der Beschlulß in all seinen Bestandteilen wie z.B. ’Kontrolle der Haushaltsentwicklung‘ und ’Einführung und Weiterentwicklung eines Berichtswesens‘ hinreichend umgesetzt worden sei. Die aus der Defizitentwicklung zu ziehenden Konsequenzen müßten daher auch ein Beitrag zur Stärkung der Strukturreform an den Bühnen sein.

Auch das KLT fordert eine Versachlichung der Debatte, allerdings auf anderem Terrain, dem eigentlichen Bereich, in dem es sich messen lassen möchte. „In den Mittelpunkt der Diskussion müssen die Inszenierungen rücken“, sagte KLT-Mitglied und Operndirektorin Kirsten Harms in einem Interview des „Stadtmagazins KIEL“. Das, was das KLT künstlerisch aussage, sei im ersten Jahr der Intendanz des KLT „völlig untergegangen, jedenfalls in Kiel“. (jm)