KERNspalte:

Das AKW Brunsbüttel ist derzeit abgeschaltet, da es in der jährlichen Revision ist. Geht es nach dem Betreiber HEW, soll es demnächst wieder anlaufen, und zwar ohne daß das Speisewassersystem erneuert worden wäre. Durch dieses Rohrsystem wird das Kühlwasser zurück in den Reaktorkern geleitet. Ursprünglich hatte HEW selbst den Einbau eines neuen Systems im Rahmen der diesjährigen Revision beantragt. Die neuen Rohre liegen auch schon längst bereit. Nun scheint man jedoch nach dem „Krümmel-Urteil“ des  Bundes- verwaltungsgerichts (wir berichteten) zu befürchten, daß mit dem Umbau ein neues Genehmigungsverfahren notwendig werden würde. Im Energieministerium prüft man derzeit noch, ob das Wiederanfahren genehmigt werden kann bzw. werden muß. Wir sind gespannt.

Genauso gespannt sind wir, ob im November, wenn der nächste CASTOR ins Wendland rollen soll, Schleswig-Holstein wieder Amtshilfe leistet. Beim letzten Transport schafften randalierende Eutiner Polizeibeamte den Sprung in die Abendnachrichten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Kieler Informationsveranstaltung über den Widerstand in und um Gorleben in der Pumpe am 11.9. machen die Landtagsfraktionen von SPD und Grünen in einem offenen Brief auf den Widerspruch zwischen Ausstiegsversprechen und einer Hilfe bei der Durchsetzung von Atommülltransporten aufmerksam. Wir dokumentieren den Wortlaut nebenstehend.

Widerstand gegen die Transporte regt sich auch an deren Ausgangspunkten. Am AKW Neckarwestheim, wo zwei Behälter beladen werden, sollen ab dem 29.9. regelmäßige Sonntagsspaziergänge stattfinden. Geplant ist, sie auch an der Eisenbahnbrücke über den Neckar vorbeizuführen. Die Brücke muß verstärkt werden, da die AKW-Betreiber wegen des heftigen Widerstands zu größeren Behältern übergegangen sind. Kosten für den Ausbau: 10 Mio. DM (nach Angaben eines Vertreters der BI Lüchow-Dannenberg auf der oben erwähnten Veranstaltung).

Vor 20 Jahren, am 30. Oktober 1976, besetzten 2.000 Atomkraftgegner mit Unterstützung der örtlichen Bevölkerung den geplanten Bauplatz des AKW Brokdorfs. Nach einigen Stunden wurden sie mit massiver Polizeigewalt vertrieben. Zwei Wochen später waren es schon 30.000, die gegen die mittlerweile erheblich verstärkte Festung anrannten. Trotz stundenlanger Schlachten mit der Polizei vergeblich. Immerhin verhalf die Militanz der Auseinandersetzungen dem Thema Atomenergie zu erheblicher Aufmerksamkeit und der Anti-AKW-Bewegung zum Aufschwung: Der Bau Brokdorfs konnte um rund vier Jahre verzögert werden, mancher Plan für weitere Atommeiler blieb in der Schublade liegen. Zehn Jahre später ging Brokdorf dennoch ans Netz. Als erstes AKW nach Tschernobyl erhielt es am 3.10. von der damaligen CDU-Landesregierung seine Dauerbetriebsgenehmigung. Aus diesem Anlaß gibt es am 5.10. eine Demonstration in dem kleinen Elbdorf. Die Kieler Grünen organisieren voraussichtlich einen Bus. Näheres unter Tel. 578552.

(wop)