Kommentar:

Hamburg, 7.9.: Das war zuwenig!

Nein: Ein neuer Höhepunkt gewerkschaftlicher Mobilisierung gegen das Bonner Sparprogramm ist der 7. September nicht geworden. Nicht in Hamburg und nicht insgesamt: Hunderttausend Menschen weniger waren in sechs Städten auf den Beinen, als am 15.6. in Bonn. „Nächstesmal treffen wir uns alle an einem Werktag!“ Mit diesem Wunsch waren viele von Bonn nach Hause gefahren. Aber das hätte wohl zu sehr nach dem verpönten Generalstreik ausgesehen. So wurde es wieder ein Sonnabend. Nur war außerdem seit der Bonner Demonstration ein Vierteljahr vergangen, und alles war weitergelaufen wie vor dem 15.6. Der „heiße Sommer“ ist auch (gewerkschafts-) politisch ausgefallen, dafür folgte ein betriebliches „Bündnis“ dem anderen (HDW!). Jetzt klingt das Wort vom „heißen Herbst“, der zweifellos notwendig ist, nicht glaubwürdiger aus dem Munde der RednerInnen, die uns in Hamburg eigentlich nur noch auf die Bundestagswahlen 1998 vertrösteten - nach dem Motto: „Wir vergessen dieser Regierung nicht, was sie uns antut“ (Karin Roth, DGB), und dann wählen wir aber wirklich alle die SPD! - Hochgradig blamabel.

So lief am 13.9. im Bundestag alles ungestört wie geplant. Und was die kommenden Tarifrunden angeht: Von allein wird sich auch eine zwischengewerkschaftliche Solidarität nicht einstellen. Etwa bei der Lohnfortzahlung: Die IG Metall wird ihren tariflichen Besitzstand zu verteidigen suchen, andere, wie die IG Medien, stehen sofort allein im Regen. Alle Einzelgewerkschaften werden zudem von Manteltarifkündigungen durch die Unternehmer bedroht bzw. sind bereits davon betroffen. Einzeln sind sie zu schlagen. Nur gemeinsam könnten wir immer noch gewinnen. Wenn wir auch den falschen Ratgebern in den eigenen Reihen endlich eine Absage erteilen und den Mut zum Arbeitskampf gegen Unternehmer und Regierung (wieder-) finden. Dafür neben und bei den täglichen Abwehrkämpfen im Betrieb sowie in den gewerkschaftlichen Diskussionen und Aktionen zu werben, dazu gibt es keine Alternative. (DL)