HDW-Belegschaft fordert Beibehaltung der 100% Lohnfortzahlung

Auf der Betriebsversammlung der HDW am 30.9.96 legte der Leiter des IG Metall Vertrauenskörpers, Hans Ulrich Stangen, 1.265 spontan gesammelte Unterschriften dem Vorstand von HDW vor, mit der Forderung, den Tarifvertrag zur Lohnfortzahlung (100%ige Zahlung) einzuhalten. Die IG Metall, der Betriebsrat und viele Redebeiträge von HDW-Beschäftigten haben die Richtung klar angezeigt: Entweder hält sich HDW an den Tarifvertrag oder aber es gibt „Unruhe“ auf der Werft.

Wolfgang Mädel, 1. Bevollmächtigter (Vorsitzender) der IG Metall Kiel: „Wir werden es nicht widerspruchslos hinnehmen, wenn auch nur ein Arbeitgeber in Kiel gültige Tarifverträge bricht. Dies ist kein Kavaliersdelikt - da wird es gewaltigen Ärger geben.“

Der Vorstand von HDW sagte auf der Betriebsversammlung: Unter Vorbehalt wird HDW 100% weiter zahlen bis gerichtlich geklärt ist, ob der Tarifvertrag oder das Gesetz gilt. Eine Rückzahlung oder ersatzweise Anrechnung auf den Urlaub wird auf den Arbeitnehmer jedoch zukommen können.

Die IG Metall wertete diese Aussage als ein Ausbrechen aus der Beschlußlage von Nordmetall; jedoch wird gleichzeitig deutlich - auch HDW ist fest entschlossen, die 80%-Regelung durchzusetzen. Sie scheuen aber noch den offenen Konflikt. Dieser Konflikt entsteht z.Z. bei den Firmen Siemens Schienenfahrzeugtechnik, Siemens ZN und der Mercedes-Niederlassung. Die Konzernanweisungen führen dort zum Tarifvertragsbruch. Gegen jeden Abzug bei der Lohnfortzahlung wird die IG Metall nicht nur klagen sondern auch in den Betrieben den Konflikt öffentlich austragen.

Die Geschäftsführung von Raytheon Anschütz teilte auf Befragung durch den Betriebsrat mit, daß sie ab 1.10.1996 weiter die 100% zahlen werde. Dieses natürlich auf Vorbehalt; jedoch würde man die Forderung von Nordmetall, die 80% aus dem Gesetz anzuwenden, aktuell im Betrieb nicht umsetzen.

Aus Protest gegen die Ankündigung, den Tarifvertrag nicht mehr einzuhalten, haben die Beschäftigten der Firma August G. Koch in Kiel die vereinbarte Mehrarbeitsschicht am letzten Sonnabend nicht angetreten und dem Arbeitgeber mitgeteilt, daß sie ab heute nicht mehr bereit sind, Überstunden zu leisten solange die Firma ihre Ankündigung, nur noch 80% bei Krankheit zu zahlen, nicht zurücknimmt.

(nach einer Pressemitteilung der IGM Kiel)