Ratssplitter

Sozialpolitik à la CDU: Frustriert, durch unerwartet hohe Steuereinnahmen bei der Zweitwohnungssteuer (siehe Artikel in diesem Heft) um die Show gebracht zu sein, fanden die Christdemokraten im Nachtragshaushalt dennoch was zum Streichen: Die 120.000 DM für Fahrpreisermäßigungen bei der KVAG.

Frauenpolitik à la CDU: Nicht anfreunden konnte sich CDU-Ratsfrau Engelbrecht mit einem Antrag der Bündnis-Grünen, in Kiel ein Existenzgründungszentrum für Frauen zu installieren. „Wir lehnen geschlechtsspezifische Förderungen grundsätzlich ab“, so Frau Engelbrecht. Wer meine, Frauen müßten besonders gefördert werden, der rede einem „latenten Chauvinismus“ das Wort, weil er Frauen „als defizitär und der besonderen Förderung bedürftig“ darstelle. Bei derlei „Gehirn“akrobatik“ fühlt man sich „latent chauvinistisch“ versucht vorzuschlagen, der offensichtlich defizitären Frau Engelbrecht in einem Frauenseminar eine ganz besondere parteispezifische Förderung angedeihen zu lassen.

Neusprech: Die SUK beklagt das „Finanzdisaster im Pflegebereich“ und fordert „sozialverträgliches Handeln“, sprich: den Rausschmiß von Personal.

Als „Rattenfänger“ bezeichnete in der Theaterdebatte CDU-Fraktionsführer Wulff das jüngst geschaßte Mitglied des „Künstlerischen Leitungsteams“ Emmanuel Bohn. Und auch die Mehrheitsfraktion konnte sich der Sattelfestigkeit Wulffs in der Theaterliteratur erfreuen: „Eine Laienspielgruppe, die sich aufgemacht hat, bewährte Strukturen zu demontieren“ und dabei dem „Rattenfänger“ Bohn aufgesessen sei. Mußte sich Bohn mangels Argumenten im Rat schon des öfteren vor allem auf seinen Hut ansprechen lassen, ist es nach dem „Rattenfänger“-Etikett nur noch eine Frage der Zeit, bis Herr Wulff um eines Aperçus Willen auch noch entdeckt, daß der „dämonische Bohn“ einen jüdischen Vornamen hat.

„Ich wohn‘ auf dem Müll“, sang einst der Blödelbarde Ulrich Roski und bezog sich damit auf die Vorteile einer solchen ruhigen und geräumigen Wohnlage mit zudem niedrigem Mietzins. Ähnliches dürften die Grünen im Sinn gehabt haben, als sie in der Debatte um den Aubrook für dessen BewohnerInnen Partei nahmen. Löblich war das Engagement für „selbstbestimmte Lebensformen“. Aber im Dunkel grüner Schizophrenie bleibt, warum man gegen den durchsichtigen Antrag der CDU, der schlauerweise die umweltschädlichen Altlasten des Geländes thematisierte, um einen Räumungsbeschluß zu erwirken, nichts anderes einzuwenden hat als die Behauptung, es gebe in Kiel, z.B. an der Hörn, weitaus belastetere Flächen, die der Sanierung bedürften. (wop, jm)