IG Medien in Kieler Kleinbetrieben:

Kampfbereitschaft für 100%ige Lohnfortzahlung

Ende September trafen sich im Kieler Gewerkschaftshaus Beschäftigte aus sieben Kieler Druckereien, um über die politische und gewerkschaftspolitische Situation nach den Regierungsbeschlüssen vom 13.9. zu diskutieren. Die Stimmung in den Betrieben wurde durchweg als gemischt beschrieben; die Angst um den eigenen Arbeitsplatz ist schon bei allen sehr verbreitet. Die Anwesenden machten allerdings deutlich, daß in der Frage der Lohnfortzahlung jedenfalls bei ihnen persönlich keine Kompromißbereitschaft besteht. In einem auf der Versammlung geschriebenen Brief an den Gewerkschaftsvorsitzenden Detlef Hensche machten sie deutlich, was sie vom Hauptvorstand ihrer Gewerkschaft erwarten: Daß er Beschäftigte und Betriebsräte in den Betrieben in dieser Angelegenheit den Rücken stärkt und den Unternehmern bzw. dem Unternehmerverband deutlich macht, daß die beabsichtigte Kürzung nicht hingenommen wird. Sie erklärten ihre Bereitschaft, entsprechende Aktionen nach Kräften unterstützen zu wollen, „auch ohne Streikgeld“.


Der Landesbezirk Nord der IG Medien hat inzwischen erklärt, daß er auch im Bereich der Druckindustrie eine etwaige Kürzung der Lohnfortzahlung als Tarifvertragsbruch ansieht. Zwar nehme der §12 des Manteltarifvertrags im 1. Absatz Bezug auf das jeweils geltende Lohnfortzahlungsgesetz; im 2. Absatz und in den folgenden Ausführungen (Berechnungshinweise) sei die Lohnfortzahlung aber eigenständig und unbestreitbar auf der Grundlage von 100% geregelt: „Eine Kürzung ist deshalb nicht zulässig! Für die Berechnung des Entgelts im Krankheitsfall gilt weiterhin der Durchschnittsverdienst der letzten drei abgerechneten Lohnperioden, mindestens der letzten 13 Wochen!“ Jedem Mitglied hat die Gewerkschaft im Fall persönlicher Betroffenheit Rechtsschutz zugesichert.

Weiter heißt es in der bereits zitierten Mitteilung des LBZ Nord: „Die IG Medien fordert die Beschäftigten in den Betrieben zum Protest gegen eine Kürzung der Lohnfortzahlung auf! Die Unternehmer müssen erfahren, daß krankheitsbedingte Fehlzeiten nicht durch Lohnkürzungen bekämpft werden können. Gesundheitsvorsorge ist notwendig! Deshalb: keine Überstunden und Sonderschichten, Rückkehr zur Normalleistung, Beachtung aller gesetzlichen und tariflichen Vorschriften zum Schutze der Gesundheit, damit möglichst niemand krank wird!“

Mitglieder der Kieler IG Medien werden sich am 26.10. - dem Tag, an dem die IG Metall ihre Großveranstaltung in der Ostseehalle macht - in der Innenstadt einfinden, um die Bevölkerung auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. (DL)