KERNspalte

Gewaltigen Bedarf für neue Atomkraftwerke sieht Prof. Adolf Birkhofer, Geschäftsführer der Gesellschaft für Anlagen- und  Reaktor- sicherheit - GRS. Ab dem Jahre 2010 sieht er für Kraftwerksbauer in den Industrieländern wegen der anstehenden Erneuerung ein erhebliches Betätigungsfeld. Auch in den Entwicklungsländern möchte er gerne AKWs bauen. Derzeit seien allein in Asien 15  Kern- kraftwerke in Bau. Zumindest eins davon, aber das lies der Experte unerwähnt, soll mit Siemens' Hilfe in Indonesien in einer erdbebenge fährdeten Region gebaut werden. Um bis 2010 nicht aus der Übung zu kommen, ist die GRS derzeit in den ehemaligen Ostblockstaaten aktiv in der Ausrüstung der alten Meiler mit deutscher „Sicherheits“technik. Ob man dabei auch mit Hydraulikpressen nachhilft, ist bisher unbekannt.

Birkhofers Kollege Pierre Daures, Chef des staatlichen französischen Stromkonzerns EdF, macht sich unterdessen für den Europäische Druckwasserreaktor (EPR) stark, an dem Siemens und Framatom basteln. Geht es nach ihm, soll dieser „für ein breites Spektrum an Brennstofftypen ausgelegt und optimiert werden“, d.h. für die Nutzung von Brennstoffen mit 50-100% MOX-Elementen (Uran/Plutoniumoxid-Mischoxid). Damit die Bomben-Industrie auch schön in Schwung gehalten wird.

In der Ukraine macht der Unglücksreaktor von Tschernobyl wieder von sich reden. In seiner Umgebung wurde ein unerwartet hoher Neutronenfluß gemessen, sicheres Zeichen für Kernspaltungsprozesse im Innern des in Beton eingegossenen Havaristen. In der  Landes- hauptstadt Kiew gab der Minister für nukleare Sicherheit, Yuri Kostenko, am 24.9. zu, daß im Reaktor eine Kettenreaktion zu  beob- achten ist. „Wir müssen irgendwie“, so der Minister vor der Presse, „so viel Brennstoff wie möglich entfernen, um die Entwicklung der Kettenreaktion zu unterbinden.“ In Kiew lösten diese Mitteilungen und vorhergehenden Gerüchte Anflüge von Panik aus.

In Garching bei München soll bekanntlich demnächst der erste deutsche Nach-Tschernobyl-Reaktor gebaut werden. Die Technische Universität München will den alten Forschungsreaktor durch einen neuen, FRM II genannten, ersetzen. Der soll mit hochangereichertem Uran betrieben werden, einem Material, das auch für den Bau von Atombomben geeignet ist. Mehrere betroffene Gemeinden hatten dagegen vor den zuständigen Gerichten geklagt. Allerdings fallen sie derzeit der Reihe nach um. Nun hat auch die Gemeinde Eching ihre Klage zurückgezogen. Bürgermeister Rolf Lösch (SPD) sieht „kaum noch eine Basis, die Klage zu begründen.“

Um Bombenstoff ging es auch bei dem Deal mit russischem Plutonium, den das Bundeskriminalamt (BKA) versucht hat anzustiften. In München und Bonn versuchen parlamentarische Untersuchungsausschüsse bereits seit geraumer Zeit, Licht in das Dunkel der BKA-Machenschaften zu bringen. Die bayerische Landtagsfraktion der Grünen hat nun eine Zwischenbilanz vorgelegt. Sie umfaßt 12 Seiten und kann bestellt werden bei: Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Bayerischen Landtag, Maximilianeum, 81627 München, Fax: 089-4126-1762 e-mail: fraktion@gruene.isar.de

(wop)