KERNspalte

Mit den Castor-Transporten nach Gorleben wird es dieses Jahr wohl nichts mehr werden. Die wendländischen Kernenergiegegner sehen bisher keine Anzeichen für die Vorbereitung eines Transports. Da der Atommüll nur mit dem Einsatz tausender Polizisten durchzusetzen ist, kündigt er sich meist schon Wochen vorher durch Urlaubssperren für die Beamten in ganz Niedersachsen an. Doch davon ist bisher nichts bekannt. In Hannover hat auch bereits Innenminister Glogowski (SPD) den Transport für dieses Jahr öffentlich abgesagt.  Nieder- sachsen könne sich nicht beliebig viele der teuren Polizeieinsätze leisten. Außerdem könne bei früh einsetzender Dunkelheit kein  Polizei- schutz gewährleistet werden. Merkel meckerte in Bonn zwar noch etwas herum und fordert, den strahlenden Müll, der in  Gund- remmingen und Neckarwestheim bereits verpackt wurde, noch vor dem nächsten Frühjahr ins Wendland zu befördern, doch damit ist wohl nicht mehr zu rechnen.

Unterdessen legt man in Gorleben und Umgebung nicht die Hände in den Schoß. Bekanntlich gibt es dort nicht nur ein Zwischenlager, sondern es wird auch an einem Endlager in einem Salzstock gebaut. Und zwar nach Bergrecht, um sich lästige Genehmigungsverfahren zu ersparen. Das könnte sich jetzt allerdings als Boomerang erweisen. Laut Bergrecht hat nämlich der Abbau von Salz den Vorrang. Also haben sich jetzt einige Schlaue gefunden, die eine Gesellschaft zur Salzförderung und -vermarktung gegründet haben, die SALINAS Salzgut GmbH. Ein Pachtvertrag mit dem Grafen Bernstorf ist bereits ausgehandelt, so daß sowohl Grundstück als auch die  „Salz- rechte“, d.h. Abbaurechte vorhanden sind. Sollte sich SALINAS durchsetzen, müßten Merkel und ihre Auftraggeber sich wohl nach einem neuen Standort für ein Endlager umsehen.

Ob Gerhard Schröder das bedacht hat, als er der Stromwirtschaft neue Konsensgespräche anbot? Laut „Welt am Sonntag“ soll er ein Endlager „in einer salinen Formation“ (sprich: Salzstock) offeriert haben. Man müsse den einzigartigen Vorteil, den Deutschland mit seinen Salzstöcken habe, wirtschaftlich nutzen und auch Atommüll aus dem Ausland einlagern. Natürlich ließ Schröder eifrig dementieren: Das Papier stamme nicht aus seiner Staatskanzlei. Möglicherweise habe die Zeitung aus einer alten „Ideenskizze“ zitiert.

Das Atomkraftwerk Krümmel steht immer noch still. In Schleswig verhandelt derzeit das Oberverwaltungsgericht noch einmal über die Betriebsgenehmigung für neue Brennelemente, die die Landesregierung erteilt hatte. Rechtlich unkorrekt, wie das  Bundesverwaltungs- gericht im August in einem aufsehenerregenden Urteil festgestellt hatte. Solange verhandelt wird, verfügten die Richter, soll das AKW vom Netz bleiben. Eine Entscheidung wird es voraussichtlich nicht vor der zweiten Novemberwoche geben. Die Betreiber hatten den zur jährlichen Revision abgeschalteten Meiler bereits am 11. Oktober anfahrbereit gemeldet.

(wop)