Geeignet aber nicht gewollt

Gutachten bestätigt Sternschule als mögliches „Haus der Initiativen“

Seit die Stadt Kiel Anfang der 90er Jahre eine intensive Abrißpolitik (Merhaba 1990, Initiativenhaus im Königsweg 1991) betrieben hat, sitzen viele Initiativen wenn nicht auf der Straße, so doch in nur provisorischen oder viel zu teuren Unterkünften, dies obwohl die meistenteils ehrenamtliche Initiativenarbeit soziale Leistungen (z.B. Betreuung von Arbeitslosen) erbringt, die die Stadt aus Kostengründen nicht zu leisten in der Lage ist.

Der Verein „Haus der Initiativen“ e.V. ist seit 1990 mit der Stadt in Verhandlungen, um eine dauerhafte Lösung in der Sternschule am Wilhelmsplatz zu finden, bisher erfolglos. Mit den Stimmen von SPD und Grünen beschloß die Ratsversammlung im Juli, ein Gutachten zu Nutzungsmöglichkeiten der Sternschule für ein Initiativenhaus in Auftrag zu geben. Den ersten Teil des Gutachtens hat das in Fragen soziokultureller Zentren bundesweit renommierte Münsteraner Architektenbüro Imorde jetzt vorgelegt. Danach ist die Sternschule für eine Nutzung als Initiativenhaus bestens geeignet.

Doch mindestens zwei Probleme machen die Sache schwierig: Zum einen wird die Sternschule seit 1985 vom Stadtmuseum als Magazin genutzt. Ein Ausweichort für das Magazin ist nicht in Sicht. Zum anderen steht die Sternschule seit 1992 unter Denkmalschutz, was notwendige Umbauten beschränkt, wenn auch das Gutachten davon ausgeht, daß eine denkmalschutzgerechte Nutzung möglich ist. Überdies werden die Kosten für den Umbau auf ca. 5 Mio. DM geschätzt, Geld, das die Stadt nicht hat. Aber: auch bei Fortführung der bisherigen Nutzung entstünden notwendige Renovierungskosten in Höhe von 1,3 Mio. DM.

Der „Haus der Initiativen“ e.V. hat indes, basierend auf dem Gutachten, sowohl ein inhaltliches Konzept zu einer Mischnutzung der Sternschule als Domizil für Initiativen und alternativ-ökologische Gewerbetreibende vorgelegt, als auch ein Konzept zur Teilfinanzierung des Umbaus durch Eigenleistungen der künftigen NutzerInnen. Die Stadt bezweifelt in einer Stellungnahme zum Gutachten vorsichtig die Tragfähigkeit beider Konzepte.

Besonders lähmend für eine Entscheidungsfindung ist die Tatsache, daß wegen der jetzigen Nutzung als Museumsmagazin, das Kulturamt für den Fall zuständig ist. Kulturdezernentin Schuckenböhmer (SPD) kritisierte bei einem Pressegespräch die schleppende Zusammenarbeit mit anderen Teilen der städtischen Verwaltung in dieser Frage. Das Kulturamt leide ohnehin unter zu geringen Mitteln und sei alleine nicht in der Lage, den Streit um die Sternschule zu klären. Durchblicken ließ Frau Schuckenböhmer, daß es seitens der Stadtverwaltung aber keine besondere Sympathie für die Lösung Sternschule gebe, zumal die in Gaarden gelegene Fröbelschule für eine Nutzung durch Initiativen anvisiert ist. Matthias Kran vom „Haus der Initiativen“ e.V. wies dagegen darauf hin, daß dort schon rund 20 andere Initiativen, u.a. der Musico e.V. (wir berichteten), Bedarf angemeldet haben, mehr als die Räumlichkeiten der Fröbelschule hergeben. Auch aus Gründen der für ein Initiativenhaus nötigen zentralen Lage komme für den Verein nur die Sternschule in Betracht. Zudem drängte Kran auf eine baldige Entscheidung, sonst müßten viele der 32 im Verein organisierten Initiativen demnächst ihre Arbeit einstellen. Die Stadt müßte dann deren Arbeit durch eigene Angebote ersetzen, was sicher auch nicht eben billig käme. (jm)