Aufgestoßen

„Sozialhilfeempfängerinnen werden auf dem Sozialamt häufig so behandelt, als wären sie der letzte Dreck. Diese menschenfeindliche Behandlung und die mangelnde Aufklärung sind die wichtigsten Gründe, warum eine in die Millionen gehende Zahl von Hilfsbedürftigen den Gang zum Sozialamt scheut. Obwohl es für die Behörden eine Pflicht zur Beratung gibt, hindert es sie nicht daran, tagtäglich gegen ihre eigenen Gesetze zu verstoßen.“

Diese Beschreibung aus dem Sozialhilfe-Ratgeber der Kieler Arbeitsloseninitiative dürfte wohl jedem, der einmal auf „Hilfe zum Lebensunterhalt“ oder ähnliches angewiesen war, aus der Seele sprechen. In der CDU-Ratsfraktion scheint es jedoch davon - wen wundert es? - niemanden zu geben. Voller Empörung zitierte ihr Mitglied Klaus-Peter Kramer obige Passage in der Haushaltsdebatte am 13.12. Sie sei ein Schlag ins Gesicht für die Mitarbeiter des Amtes. Aber nicht nur das, nach diesen Ausführungen folgen, so Kramer, jede Menge „Anleitungen zu Sabotage und Betrug“. Für den christlichen Ratsherrn ist die Sache damit klar: Er forderte, die städtischen Zuschüsse an die Initiative zu streichen.

Auch Sozialdezernentin Bommelmann waren die Sätze aufgestoßen. Allerdings sah sie den Ratgeber auf dem Wege der Besserung, frühere Ausgaben hätten noch schlimmer ausgesehen. Sie mochte daher, wie auch die Mehrheit im Rat, dem CDU-Antrag nicht folgen. (wop)

Der Sozialhilfe-Ratgeber ist unter anderem im Arbeitslosenladen in der Iltisstr. 34 zu bekommen.