KERNspalte

„Die Forderung nach schnellem oder gar sofortigem Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie bedient die kurzfristigen, mehr oder minder egoistischen Interessen eines Teils der heute in den hochindustrialisierten Regionen lebenden Menschen, die (...) eine zusätzliche Gefährdung ihrer Gesundheit möglichst vermeiden möchten. Eine solche Forderung berücksichtigt in keiner Weise die Zukunftsinteressen der Menschheit und trägt deshalb lokalpatriotische, regionale, ja - nationalistische Züge.“ Da kann es also nur purer Internationalismus sein, der den britischen Bergbau-Konzern Rio Tinto Zinc in Namibia umtreibt. Dort ist in der Wüste Namib die Rössings Mine, der weltgrößte Urantagebau, zu bewundern. Mit allem was dazugehört: eine bisher 500 Mio. Tonnen fassenden Abraumhalde, von der radioaktiver Staub und v.a. das strahlende Edelgas Radon in der Umgebung verteilt wird, und ein nur notdürftig gesichertes  „Auffang- becken“ (in Wirklichkeit ein altes Flußbett) für schlammige Rückstände der Urangewinnung. Aus diesem versickert ungehindert radioaktives und saures Wasser, das in einigen Jahren die Trinkwasserreservoirs der Städte Jakopmund und Walfishbai erreicht haben wird. Das alles und noch einiges mehr ist in der neuesten Nummer der antiatomaktuell nachzulesen, deren Schwerpunktthema der Uranabbau ist. Ach ja: Obiges Zitat stammt nicht etwa aus einer Desinformationsschrift der AKW-Lobby, auch nicht von der EAP, dem Schiller Institut oder einer ähnlichen Geheimdienst-Sekte, sondern aus einer Streitschrift einer Basisgruppe der PDS in Berlin-Marzahn.

In der Umgebung des Skandal-Meilers Krümmel sind bekanntlich auffällig viele egoistische Metropolenbewohner an Blutkrebs  (Leu- kämie) erkrankt. Eine neue Studie der Bremer PhysikerInnen Inge Schmitz-Feuerhake und Heiko Ziggel untermauert den Verdacht, daß die Ursache unbemerkte Leckagen des Atomkraftwerks sein könnten. Sie stellten in Luft-, Boden-, Pflanzen- und Wasserproben aus dessen Nachbarschaft einen radioaktiven Verseuchungsgrad fest, der nicht mit den vom Betreiber gemeldeten (erlaubten) Emissionen zu erklären ist.

Trotz der kontrollierten und unkontrollierten Abgaben an die Umwelt bleiben die Atomiker auf dem größten Teil ihres strahlenden Mülls sitzen, den sie dann z.B. versuchen, den Leuten im Wendland aufzuhalsen. Im Frühjahr soll es wieder soweit sein. Zwischen März und Mai wird es einen neuen CASTOR-Transport nach Gorleben geben, diesmal im Sechserpack. Im Vorfeld sorgt man schon mal für die richtige Stimmung, indem die Anti-AKW-Bewegung in die Nähe des Terrorismus gerückt wird.

Die Gorlebener Transporte sind indes nur ein kleiner Teil des Atommüll-Tourismus. Dieser Tage, wahrscheinlich kurz nach  Redaktions- schluß, geht ein Transport abgebrannter Brennelemente von Krümmel nach Sellafield in Großbritannien, um dort „wiederaufbereitet“ - sprich vervielfacht - zu werden.

(wop)