Kultur streichen oder entwickeln?

Stadträtin Ursula Schuckenböhmer (SPD) beantragte für die rosa-grüne Koalition die Erstellung eines Kulturentwicklungskonzeptes und eines entsprechenden Haushaltspostens in Höhe von 110.000 DM. Laut Antrag soll das Kulturamt in Zusammenarbeit mit einem externen Kulturberatungsunternehmen dem Kulturausschuß ein Konzept vorlegen, das insbesondere die Kieler Museen, das Theater und die Nutzung der Halle 400 als neuem Kulturstandort an der Hörn berücksichtigt. Ein erster Teil des Konzepts soll bis Mitte ’97 vorliegen, das vollständige Konzept Ende ’97. Dabei soll auch die Zusammenarbeit zwischen Kulturamt und den übrigen davon tangierten Ämtern und Dezernaten (Baudezernat, Amt für Stadt- und Regionalentwicklung (wg. Hörnsanierung), Referat für AusländerInnen und Sozialdezernat) verbessert werden.

Die Notwendigkeit, ein solches Konzept zu erstellen, begründete Stadträtin Schuckenböhmer v.a. mit der durch die SUK in der Novemberratsversammlung losgetretenen Debatte um Schließung bzw. Verlagerung der Stadtgalerie im Sophienhof (LinX berichtete). Solche Debatten schadeten der Kulturentwicklung in Kiel eher, als daß sie nützlich sein könnten, weil sie kulturpolitische Zusammenhänge und Fakten in Kiel einfach außer Acht ließen. Stattdessen müsse endlich ein nachhaltiges Konzept für die Kieler Kultur erstellt werden, das auch die zahlreichen kulturellen Initiativen und Vereine (u.a. Musico e.V., Nutzung der Stern- bzw. der Fröbelschule) sowie die soziokulturellen Zentren wie z.B. Hansastraße 48 und Pumpe einbeziehe. Statt Streichen und Kürzen komme es hier auf eine sachorientierte Debatte an.

Obwohl die rosa-grüne Koalition die im ursprünglichen Antrag geforderten 350.000 DM zur Erstellung des Konzepts bereits von sich aus auf 110.000 DM reduziert hatte und CDU und SUK kritisierten, das geforderte Konzept hätte schon längst auf dem Tisch liegen sollen, verweigerte die Opposition auch die Bewilligung der 110.000 DM. Ratsfrau Helga Helmig (CDU) meinte, es sei allein Aufgabe des Kulturamtes, ein solches Konzept zu erstellen. Schuckenböhmer erwiderte, die lediglich neun MitarbeiterInnen im Kulturamt seien ohne fachkompetente Unterstützung durch einen externen Gutachter mit dieser Querschnittsaufgabe überfordert.

Daß es der CDU aber gar nicht um die 110.000 DM ging, sondern um ein Ausdörren mißliebiger Kultureinrichtungen, machte Helga Helmig im folgenden deutlich. Man müsse sich schon fragen, ob sich die Stadt die Unterstützung der zahlreichen soziokulturellen Einrichtungen leisten könne. Vielmehr solle die Stadt ihre Unterstützung auf die „zentralen kulturellen Angebote“ reduzieren. Die CDU-Kulturpolitik leiste eine solche „Beschränkung auf das Wesentliche“. Zu diesem „Wesentlichen“ gehört nach Meinung der CDU auch keine FrauenLesben-Kulturarbeit. Die Streichung des entsprechenden Titels in Höhe von 15.000 DM (insbesondere zur Förderung der FrauenLesben-Woche) forderte Helmig en passant gleich mit und sagte, die entsprechenden Initiativen sollten sich einen privaten Sponsor suchen. In der späteren Abstimmung verhielt sich die CDU dann allerdings etwas moderater und stimmte zusammen mit Rosa-Grün mehrfach gegen die Streichorgien der SUK im Kulturbereich. (jm)