Wir trauern um unseren Kameraden

Arno Plock

30.5.1921 - 1.12.1996

Geboren und aufgewachsen in Gaarden machte Arno eine Lehre als Werkzeugmacher auf der Germania-Werft. Nach seiner Ausbildung wurde er zum Kriegsdienst an die Ostfront eingezogen.

Auch als Soldat blieb Arno Mensch. Er teilte sein Brot mit halb verhungerten russischen Kriegsgefangenen. Diese menschliche Geste wurde ihm von der Gestapo als Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung angekreidet.

Ohne jeden Prozeß wurde er 1942 in das KZ Stutthof eingeliefert. Von dort führte sein Leidensweg über das KZ Sachsenhausen und das KZ Dachau ins KZ Moosbach. Von 1943 an mußte Arno in verschiedenen KZ-Außenlagern als Zwangsarbeiter für die Daimler-Benz AG Sklavenarbeit verrichten. Erst gegen Ende des Krieges konnte ihn die US-Army bei Feuchtwangen aus den Fängen der SS befreien.

Nach dem Krieg setzte Arno seine Kraft und sein ganzes Können zum Auf- und Ausbau des ersten antifaschistischen Staates auf deutschem Boden ein. Aus eigener leidvoller Erfahrung war ihm die Losung „Nie wieder Krieg - Nie wieder Faschismus!“ zum Lebensinhalt geworden.

Als Rentner kehrte er in seine Geburtsstadt Kiel zurück. Hier nutzte er seine Zeit, um in Büchern (s.u.) und Erlebnisberichten Zeugnis abzulegen und aufklärend, insbesondere bei Jugendlichen, zu wirken.

Wir werden seine Menschlichkeit und seine überzeugende Kraft sehr vermissen. Seine Gedanken jedoch werden in unseren Aktivitäten gegenwärtig sein. So marschiert auch zukünftig Arno in unseren Reihen mit.

(Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN/BdA), Kreisvereinigung Kiel)
 

Arno Plock: Damals ... in jenen dunklen Jahren

Die Erlebnisse unseres Kameraden Arno Plock aus Kiel, die er als KZ-Häftling 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen und als Zwangsarbeiter von 1943 bis 1945 in der Rüstungsindustrie gemacht hat, liegen jetzt als Buch vor. Skizzen und Aufzeichnungen, die in den Jahren 1946-1950 entstanden, also frisch aus der Erinnerung, machen diesen Bericht so lebhaft und nachvollziehbar. Die Leiden in dieser für uns unvorstellbaren Welt der Grausamkeit, in der das Sterben und das Morden alltäglich war, den Hunger und die Kälte, die den damals 20jährigen quälten, hat er in Tagebuchform gefaßt. Er schildert die zynische Behandlung und den Haß, der den Häftlingen entgegengeschleudert und mit denen sie immer wieder aufs neue gedemütigt und ihrer Menschenwürde beraubt wurden.

Es ist aber auch ein Buch, das das Zusammenwirken der Rüstungsindustrie mit dem Nazistaat aufzeigt und die Bedingungen der Zwangsarbeiter realistisch schildert. Die von Arno handgemalten Skizzen machen das Buch zusätzlich zu einem unersetzlichen Dokument. Arno schreibt in seinem Vorwort: „Wenn — wie damals — die nationalsozialistische Diktatur den Rassenwahn, den Rassenhaß zur Staatsideologie erklärte und diese mit den grausamsten, verbrecherischen Mitteln von Massenmorden durch Vergasung, Erhängungen, Erschießungen, der Vernichtung durch Arbeit und Hunger in Konzentrationslagern, durch Zwangsarbeit in Rüstungswerken und Fabriken durchgeführt hat, sollten wir heute sehr aufmerksam auf die Erscheinungsformen und Gewalttaten von Neonazis und anderen nazistischen Ideologien und Gewalt verherrlichenden Gruppierungen achten und unsere Demokratie mit geeigneten Mitteln verteidigen!“

Arnos Buch: Damals ... in jenen dunklen Jahren kann unter der Telefonnummer 0431/735046 bestellt werden. Es kostet 12 DM.

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„Zensur von der schlimmsten Sort‘ ist die Angst vorm eignen Wort“
(Heinrich Heine)