Waldschadensbericht 1996 in Schleswig-Holstein:

Waldschäden schlimmer als je zuvor

Zwar war der diesjährige Waldschadensbericht, den der grüne Minister für Umwelt, Natur und Forsten, Rainder Steenblock, am 28.11. vorstellte, diesmal auf Recyclingpapier gedruckt; seine Botschaft war jedoch schlimmer, als je zuvor.

„Der Trend der seit 13 Jahren beschriebenen, anhaltenden Verschlechterung des Gesundheitszustandes der schleswig-holsteinischen Wälder ist ungebrochen und erreicht für die Summe aller Baumarten einen neuen Höchststand“, heißt es darin. „Mit Ausnahme der Buche war bei allen Baumarten und in allen Wuchsgebieten des Landes eine Zunahme der Nadel-/Blattverluste feststellbar. Insgesamt nahmen die Waldschäden von 49 auf 57% zu, die stärkeren Schäden bildeten hierbei mit einem Anstieg von 7% den Schwerpunkt.“

Besonders stark betroffen sei der Südwesten Schleswig-Holsteins, wo 60% der Bäume krank sind. Die über 60 Jahre alten Wälder hätten einen Schadensanstieg von 36% auf 47% zu verzeichnen. Die Schäden an der Eiche seien von 50% auf 67% gestiegen.

Die Anfang September vom Europäischen Forstinstitut in einer Studie veröffentlichte Auffassung, daß die Wälder aufgrund des hohen Stickstoffeintrages „beste Zuwächse“ verzeichnen, wiesen in die falsche Richtung. Hohes Wachstum sei nicht gleichbedeutend mit gesunden Wäldern: „Das Gegenteil ist der Fall. Unabhängig von der Zuwachssituation führen Säureeinträge zur vermehrten Freisetzung und Auswaschung von Kalzium, Magnesium, Kalium und Aluminium. (...) Massive Boden-, Wurzel- und Kronenschäden sind die Folge.“ Die Versauerung der Waldböden nehme weiter zu. Während der Schwefeleintrag zurückgegangen sei, blieben die Stickstoffeinträge aus Verkehr und Landwirtschaft unverändert hoch: „Hieraus folgt, daß eine weitere drastische Verringerung des Ausstoßes vor allem von Stickstoffverbindungen in die Atmosphäre dringend vorangetrieben werden muß.“

Allerdings bietet der Bericht, wie auch seine Vorläufer in den vergangenen Jahren, wenig konkrete Handlungsperspektiven zur Verbesserung der Wälder. Ein „CO2-Minderungs- und Klimaschutzprogramm für Schleswig-Holstein“ ziele auf die Reduzierung von CO2-Emissionen bis zum Jahr 2005 um 25 bis 30%. Der Ausstoß der übrigen Treibhausgase solle gar um 50% verringert werden.(Die Reduktionszahlen beziehen sich jeweils auf die Emissionen im Jahre 1987.) Eine unter Federführung des Ministeriums für Umwelt, Natur und Forsten eingerichtete Projektgruppe „Umsetzung des Klimaschutzprogramms in Schleswig-Holstein“ habe die Arbeit zur Realisierung dieser Querschnittsaufgabe aufgenommen, so der Minister. Weiter plant er: „Die Landesregierung wird alle Schutz- und Hilfsmaßnahmen für den Wald in einem ’Waldschutz- und Waldhilfsprogramm’ bündeln. Sie wird das Programm erstmalig zusammen mit dem Waldschadensbericht 1997 vorstellen. Die künftige Waldschadensforschung muß verstärkt werden. Neue Forschungsschwerpunkte zum Thema der Stickstoffspeicherung in Ökosystemen, der Nitrifikation, der Nitratauswaschung und der Denitrifikation auf verschiedenen Standorten sind zu bilden. Die jährlichen Waldschadenserhebungen geben weitere Hinweise auf Forschungsnotwendigkeiten. Eine langjährige Beobachtungsdauer ist erforderlich.“

Alles Maßnahmen, die vielleicht erst dann greifen, wenn nichts mehr zu retten ist. Schon jetzt ist nur noch jede vierte Buche im Land gesund, die Schadenssituation bei den Eichen ist die schlimmste, die es je gab, 62% der Fichten sind geschädigt, und auch bei den Kiefern nahm der Nadelverlust zu und führte zu einer Verdoppelung der Schäden im Vergleich zum Vorjahr von 16% auf 33%. (bam)