Demo für den Erhalt der Werftarbeitsplätze:

Gegenwehr

Für den Erhalt von 3.000 Werftarbeitsplätzen haben am 25. September 5.000 Menschen, darunter der größte Teil der HDW-Belegeschaft, demonstriert. Sie protestierten damit gegen Planungen des neuen Werftenverbundes - der ThyssenKrupp-Werften mit der HDW Kiel - den Oberwasserschiffbau (Handelsschiffbau, Fregatten u.ä.) in Kiel einzustellen.

Diese Drohung gab es schon oft. Jetzt soll sie wegen der Sicherung des profitableren Kriegsschiffbaus umgesetzt werden. Dagegen wehren sich die Beschäftigten gemeinsam mit den Vertrauensleuten und der IG Metall sowie dem Betriebsrat.

"Krisen" in der Werftindustrie sind nicht neu. Waren 1972 noch rund 11.500 auf der HDW beschäftigt, so waren es Mitte 2004 nur noch etwa 3.000. Während aller "Krisen" ging es immer um den Profit. Dabei wurde den Beschäftigten viel abverlangt. So Mitte 2003 und Anfang 2004. Der Konzernvorstand verlangte von der Belegschaft Opfer für die Sicherung von Arbeitsplätzen.

Nach zähen Verhandlungen mit der IG Metall und dem Betriebsrat stimmten 75 Prozent der Beschäftigten zu, zwei Jahre Mehrarbeit unbezahlt zu lassen und Einschnitte bei Weihnachts- und Urlaubsgeld hinzunehmen. Real haben dadurch die Beschäftigten zwischen 200 und 300 Euro monatlich weniger. Die Beschäftigten glaubten, damit hätten sie einen wichtigen Beitrag zur Sicherung ihrer Arbeitsplätze geleistet. Doch um die Belange der Beschäftigten kümmerten sich die jeweiligen Konzernspitzen wenig. Mehrfach wurde der Betrieb ohne Wissen der Belegschaft verkauft. Von HDW Deutsche Werft AG zur bundeseigenen Stahl Salzgitter und von dort zu Preussag. Die wiederum verkauften die Werft an den Babcock-Konzern. Zwischenzeitlich kaufte sich die Werft beim Marineschiffbau Kokoms-AB in Schweden ein. Dann wurde von Babcock die Werft an ein Bankenkonsortium in den USA verkauft.

Nach der Pleite von Babcock betrieb dieser US-Finanzinvestor die Fusion mit den ThyssenKrupp-Werften. Jeder dieser Verkäufe war mit erheblichen Arbeitsplatzverlusten und Sozialabbau für die Beschäftigten verbunden. Wenn jetzt die Politiker aus der Stadt- und der Landesverwaltung - allen voran Ministerpräsidentin Heide Simonis - sich solidarisch mit den Beschäftigten erklärten und das Kapital auffordern, genau wie die Beschäftigten auch ihren Beitrag zur Sicherung des Oberwasserschiffbaus zu leisten, klingt das wie Hohn. War sie es nicht als Finanzministerin, die 1990 die Landesanteile an HDW in Höhe von 25,1 Prozent verkauft hat? Anteile, die 1973 "zur Begleitung der vorgesehenen Konzentration des Großschiffbaus im Werk Kiel und damit zur Sicherung des Werftstandortes Kiel" gekauft wurden? Beim Verkauf waren noch gut 5.000 Menschen beschäftigt. Der Stand zu dem Zeitpunkt wurde vom Vorstand als "feste Größe angesehen". Von dieser festen Größe wurden in zehn Jahren weitere 2.000 Arbeitsplätze vernichtet.

Die SPD forderte vor dem Verkauf Verhandlungen mit den Eignern mit dem Ziel, "dass die Eigentümer eine Garantie für den Handelsschiffbau in Kiel sowie ihre beschäftigungspolitischen Aufgaben wahrnehmen". Solche verbindlichen Erklärungen gab es nicht und wird es vom Kapital nicht geben. Die älteren Beschäftigten der Werft wissen aus der Geschichte ihres Kampfes, dass es notwendig ist, sich zu wehren, um weiteren Arbeitsplatzabbau zu verhindern.

Mit der Demonstration am Samstag sind die ersten Schritte getan. Nach Auffassung des Vertrauensleutekörperleiters der IG Metall muss jetzt die Solidarität der Kieler Bevölkerung mit den HDW-Beschäftigten organisiert werden. Die Stimmung einiger Kundgebungsteilnehmer - "Die machen ja doch, was sie wollen" - darf sich nicht durchsetzen. "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren" - das war auch die Herangehensweise der Mitglieder der DKP, die in den Kämpfen der Werftarbeiter immer an der Seite der Beschäftigten gegen die Politik und das Vorhaben der Konzernspitze gewirkt hat.

(Christian Koberg)