HDW als reine Rüstungswerft?

"Das hieße, die Geschichte der Stadt zu vergessen ..."

Auf der Auftaktveranstaltung der Kieler DGB-Konferenz sprach auch Hans-Ulrich Stangen, Vertrauenskörperleiter der IG Metall und HDW-Betriebsrat, zum Thema "Perspektiven". (Zitate entsprechend meiner Mitschrift.)

"Nach dem 2. Weltkrieg haben die Betriebsräte der Germania-Werft geschworen, dass dort nie wieder U-Boote gebaut werden." Die Germania-Werft wurde platt gemacht. In den 60er Jahren fingen die Howaldt-Werke mit dem U-Boot-Bau wieder an. Das nannte sich zunächst verschämt "Sonderschiffbau".

"Jetzt soll HDW eine reine Rüstungswerft werden. Das hieße, die Geschichte der Stadt zu vergessen. Die RAF (Royal Air Force) hat nicht umsonst die Stadt zu über 70 Prozent zerstört ..."

"Wir müssen aus der Geschichte lernen, um Perspektiven für einen Handelsschiffbau in Kiel zu entwickeln. Dafür werden wir uns mit dem großen Kapital anlegen müssen."
Und:

"Schon heute hängen viele Arbeitsplätze in Kiel von der Rüstung ab. Wir brauchen Arbeit im friedlichen Bereich, einen Handelsschiffbau, der unsere Existenz und die unserer Familien sichert. Der Überwasserschiffbau muss ein innovatives zweites Standbein sein, nicht eine `verlängerte Werkbank´ mit unsicherer Zukunft." Das sei schwierig durchzusetzen gegen die Interessen eines Riesenkonzerns wie Thyssen-Krupp, es werde aber genau darauf ankommen, dass dies gelinge.
Uli dankte im Namen der Belegschaft und der IG Metall allen, die die KollegInnen am Sonnabend unterstützt haben. Mit der Demonstration am 25. September sei der Kampf nicht zu Ende, eine ganze Reihe weiterer Aktionen werde folgen müssen.

Auf dem Abschlussplenum nahm Uli Stangen auch zum Thema Hartz IV Stellung und betonte, dieses Gesetz bedrohe "auch und gerade die arbeitende Bevölkerung". Das haben eben die KollegInnen auf der Werft erlebt, denen der Vorstand von Thyssen-Krupp ganz unverhohlen gedroht habe, wenn sie zu viele Forderungen stellten, könnten sie sich schon mal auf ein Leben mit ALG II einstellen.  -

Die KollegInnen auf HDW brauchen weiter unsere Unterstützung. Und wie hilfreich wäre es, wenn es gelänge, die Kampfkraft der Belegschaften nicht nur von HDW im Widerstand gegen den mit der Agenda 2010 eingeschlagenen Weg des sozialen Kahlschlags zur Geltung zu bringen.

(D.L.)