Kernspalte

In Zeiten, in denen Menschen amerikanische Bomben auf den Kopf fallen, über die Gefahren der Atomenergie zu schreiben, hat was Anachronistisches. Verglichen mit einer Wohnung in Bagdad oder einem Flüchtlingsstrom im Nordirak ist das Gesundheitsrisiko im Bereich eines Leukämie-Clusters doch vernachlässigbar gering. Auf der anderen Seite dienen Atomanlagen auch der Waffenproduktion, und panzerbrechende DU-Munition wird ja weiterhin von den USA eingesetzt. Ein sog. Experte des Pentagon, Michael Kilpatrick, rechtfertigte dies kurz vor Kriegsbeginn mit einer Untersuchung an 90 US-Soldaten, die mit DU-Munition hantiert hatten und keine Gesundheitsschäden aufwiesen. Eine britische Studie hat aber im Gegenteil Nierenschädigungen bei den Betroffenen festgestellt, der Irak beklagte nach dem Golfkrieg 1991 "schwere Gesundheitsprobleme" infolge der Uranmunition wie Krebs und Missbildungen bei Neugeborenen. Kilpatrick wies darauf hin, dass das abgereicherte Uran 40% weniger radioaktiv sei als natürliches Uranerz - eine wenig hilfreiche Feststellung, da Uranminen sicherlich keine idealen Wohnquartiere darstellen.

Russische Reaktoren sind windanfällig! In Smolensk hat sich ein AKW automatisch abgeschaltet, nachdem starker Wind einen Kurzschluss verursacht hatte, ein weiteres musste auf halbe Leistung gedrosselt werden. Kein Wunder, dass Russland in der Atomstromstatistik für 2002 trotz der vielen Reaktoren hinter Deutschland zurückgefallen ist. Mit Stolz verkündete das Deutsche Atomforum: Wir haben Platz 4, vor Großbritannien. Nur die USA, Japan und Frankreich konnten die „Atomaussteiger“ nicht überholen. Das bayerische AKW Isar-2 wurde zum vierten Mal in Folge Weltmeister in der Stromproduktion; von den 10 leistungsfähigsten Reaktoren standen fünf in Deutschland.

Zur Beschwichtigung der hysterischen Kriegsmaschinerie vor ihrer Küste hat der Iran seine im Bau befindliche Atomanlage Buscheer der Presse zugänglich gemacht. Die russische Anlage diene nur zivilen Zwecken. Das interessiert die Amis schon, denn am 12. März unterzeichneten sie mit Russland ein Abkommen, das die Russen gegen Entschädigungszahlungen verpflichtet, ihre letzten drei Plutonium erbrütenden Atomreaktoren in Sibirien bis 2011 stillzulegen. Russen und Amerikaner wollen mit der EU und Japan auch zusammenarbeiten beim Bau des Internationalen Thermonuklearen Experimentalreaktors (ITER), der nach Wunsch des meckpommschen Landtags in Lubmin/Greifswald stehen soll. Die Bewerbung für den Fusionsreaktor soll in Kürze der europäischen Kommission übergeben werden. Der Bund hatte sich aus Kostengründen 1997 aus dem Projekt zurückgezogen.

Jetzt muss er aber erneut nicht geplante 100 Mio. Euro ausgeben. Zwar nicht für die Kernfusion, aber für das Atommüllendlager Morsleben. Denn der Zentralteil des Lagers droht einzustürzen. Die Gefahr ist so akut, dass bereits im Sommer mit der Verfüllung von 670.000 m³ Hohlraum begonnen werden soll. Die bergrechtliche Genehmigung liegt bereits vor. Es soll ein Gemisch aus Salzgrus, Asche, Beton und Wasser hineingepumpt werden.
In La Hague sind bereits wieder 6 Castorbehälter mit Glaskokillen beladen worden. Zusammen mit 6 weiteren sollen sie noch dieses Jahr nach Gorleben transportiert werden.

(BG)