Es hat sich augesailt: Olympia-Flughafen?

Sollte man denken, es gäbe in Kiel nur schlechte Nachrichten? Mitnichten! Durch halb Kiel und auch durch das Kieler Umland ging gerade ein Freudenschrei. Die Olympiade, sie hat uns verfehlt. Sicherlich gibt es einige zutiefst verganselte Trauer über die abhandengekommenen wahnwitzigen Träume auf unendlich fließende Olympiagelder, die der Kieler Wirtschaft endlich wieder Auftrieb hätte geben können. Zighundert Arbeitsplätze für kurzfristige Olympia-Prestigeobjekte verloren? Millionen Gewinne durch sportfanatische Olympiafans entgangen? 100.000 Kieler stünden vor den Olympia-Sicherheitszäunen und hätten lange Hälse an den Wurstbuden gemacht. Ja, sogar die Kieler Jugend hätte das Segeln lernen dürfen. Und jede Menge Trubel. Für einen Moment hätten die Kieler vergessen können, dass an der Hörn millionenschwere Mobilkom-Insolvenz-Ruinen auf ihre Fertigstellung warten. ...,dass für Schulen, Sozialhilfe, Kultur und Freizeiteinrichtungen kein Geld mehr da ist. ..., dass der Kieler Stadtrat das letzte Tafelsilber und damit die Kontrolle über die Grundversorgung der Bevölkerung gerade an eine internationale Firma verhökert hat, die auch gleich Pleite war und nur ein Abschreibungsobjekt brauchte. ..., und dass trotzdem noch ein riesiger Schuldenberg für gute Gewinne der Banken sorgt. ..., dass große Kieler Betriebe Massenentlassungen planen. Wäre Olympia gekommen, hätte man das alles vergessen können für kurzfristiges Gewinnabschöpfen einiger Unternehmen.

Dann wäre wieder alles normal gewesen. Bis auf die Olympiaruinen, die man schon nach der letzten Olympiade am besten wieder abgerissen hätte, statt Jahrzehntelang auf den Folgekosten zu sitzen. Alles kein Problem.

Aber eines wäre klar gewesen: Den Flughafen, den hätte die Stadt endlich bauen müssen. Schließlich hatte der derzeitige Oberbürgermeister Gansel bei der Olympiabewerbung gesagt, Kiel hätte bereits einen Flughafen auf dem alle 10 Minuten eine Boing 737 landen kann, denn er hatte, wie immer, vergessen dies mit irgendjemand abzusprechen. Ganz zu schweigen von den Gegnern der angestrebten Startbahnverlängerung, die ja wegen Olympia schön ruhig gehalten haben, man wollte sich ja schließlich nicht noch mehr Feinde machen. Es bleibt fraglich ob Olympia für die Kieler oder das Umland irgendeinen nachhaltigen Nutzen haben könnte. Wer für die Kosten des Flughafenausbaus aufkommt und wer die Folgekosten für solch ein Prestigeobjekt trägt, bleibt nach wie vor offen. Die Kieler Unternehmen tragen es jedenfalls nicht. Mittlerweile scheinen selbst diese Unternehmen kein Geld mehr zum Fliegen zu haben. Sie lassen ihre Angestellten lieber mit der Bahn fahren. Die von der Flughafengesellschaft prognostizierten Passagierzahlsteigerung bleibt aus. Sollte man denken, unsere Politiker brauchen den Flughafenausbau. Mit dem Düsenjet nach Berlin? Aber da hört man: Monika Volquarz, unsere frische CDU-Bürgermeisterin fährt auch mit der Bahn. Und nun wird die Linie Kiel-Berlin eingestellt.

Bei immer geringerer Flughafennutzung und offensichtlich weiter steigenden Kosten für eine Flughafenerweiterung (Schallschutz und Schulumsiedlung wurden gar nicht erst berücksichtigt) und dem entwichenem Olympiazwang ist ein Ausbau des Flughafens vorerst in die Ferne gerückt. Aber liebe Startbahngegner, freut euch nicht zu früh, laßt die Sektflaschen noch mal zu!

Solche Prestigedenker wie Gansel gibt es noch mehr in unserer Stadt. Nur weil Monika auch mit der Bahn fährt sollten die Grünen nicht gleich denken, sie hätten mit der CDU einen neuen Partner. Einige Kieler Unternehmen und einige IHK-Fürsten sind hemmungslos, wenn es darum geht, Zuwendungen von Stadt und Land einzustreichen. Sie haben nicht gesagt welche Unternehmen davon profitieren sollen und wie sie dann mengenweise Arbeitsplätze schaffen wollen, auf die ja selbst einige Gewerkschaftskollegen hoffen. Aber es klingt doch gut, einen jetfähigen und konkurrenzfähigen Flughafen zu haben. Unternehmer, die in ihrer Vielzahl mit Düsenjets in der Gegend rumfliegen (Kiel-Bagdad?) – Oder geht es eigentlich um Charter und Dumpingflieger wie Raynair?

Und freut euch nicht zu früh! In vier Jahren gibt es schon wieder die nächste Olympiabewerbung und da wird Kiel wieder dabei sein. Es sei denn ... Deutschland kriegt den Zuschlag ... dann ist´s vorbei. Dann kann Kiel sich endlich wieder besinnen auf das was es hat: Segeln, Militär, Büroklötze und Rüstungsproduktion.
In jedem Fall ist es nützlich, wenn die Startbahnverlängerungs-Gegner statt zu Jubeln am 1.Mai ihren “Erinnerungsmarsch” durchführen. Er beginnt um 10 Uhr auf dem Stifter Marktplatz in Altenholz und geht direkt zum Eingang des Holtenauer Flughafens und wieder zurück nach Altenholz.

 (uws)