Heidelberger:

Auf in die nächste Runde

Bei Heidelberger war es bei Redaktionsschluss unklar, ob der Streik wieder aufgenommen werden würde. Darüber sollte am vergangenen Dienstag, als diese Ausgabe in Druck ging, entschieden werden. Der Streik war kurz nach Redaktionsschluss der letzten LinX ausgesetzt worden, um die Verhandlungen vor der Einigungsstelle nicht zu gefährden. Die waren allerdings am 30. April gescheitert. Die Vertreter der Belegschaft und der IG Metall wollen aber zumindest noch über einen Sozialplan verhandeln. Am 2. Mai tagte die Tarifkommission der IG Metall, die bei Heidelberg gewählt worden war. Der Interessensausgleich so der IG Metall Verhandlungsführer Christian Schoof, sei nicht zu stande gekommen und die Verlagerung der NexPress-Produktion nach Rochester (USA) nicht mehr verhindern. Damit wären 570 Arbeitsplätze im Werk Suchsdorf akut bedroht. Die Tarifkommission wolle alle Chancen, die im Rahmen der Sozialplanverhandlungen und der gestellten Tarifforderungen möglich sind, weiter ausloten.

In einer Presseerklärung der Heidelberger hieß es: „Vor einer Entscheidung (weitere Streikaussetzung oder Wiederaufnahme des Streiks) soll ein Meinungsbild der Belegschaft, insbesondere der IG Metall Mitglieder eingeholt werden. Außerdem soll eine Entscheidung über die Aufnahme des Streiks davon abhängig gemacht werden, ob der Heidelberger Vorstand im nächsten Termin der Einigungsstelle am Dienstag, den 6. Mai ein verhandlungsfähiges Angebot im Rahmen der Sozialplanverhandlungen vorlegt.

Die Tarifkommission erwartet, dass im Rahmen einer verbindlichen Vereinbarung geregelt wird, dass in Kiel möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben und dass für die von Kündigung betroffenen Beschäftigten optimale Voraussetzungen für den Aufbau einer neuen beruflichen Existenz geschaffen werden. Hierzu gehören verlängerte Kündigungsfristen, Qualifizierungsmaßnahmen, eine Transfergesellschaft und Abfindungsansprüche.“

Bei der NexPress handelt es sich um eine digitale Farbdruckmaschine. Bei der Gewerkschaft wies man in den vergangenen Monaten wiederholt daraufhin, dass der Heidelberger Vorstand noch im letzten Jahr eine langfristige Zusage für die Kieler NexPress-Fertigung gegeben habe. „Diese Zusage, die durch die Unterschrift unter den Interessenausgleich vom 15. Juli 2002 auch schriftlich vorliegt, muss eingehalten werden“, hieß es in einer Darstellung auf der IGM-homepage www.kiel-steht-auf.de im April. „In dem Interessenausgleich ist aber nicht nur diese Zusage enthalten, sondern es wurde ein Abbau der Belegschaft in Höhe von 196 Arbeitsplätzen vereinbart. Dieser Preis für die langfristige Sicherung des Standortes Kiel, ist bereits gezahlt worden. Über 100 Kolleginnen und Kollegen sind zur Zeit in einer Transfergesellschaft. Gerade die älteren Kolleginnen und Kollegen, die ihren Arbeitsplatz bei Heidelberg aufgegeben haben, taten dies, um den Jüngeren eine langfristige Perspektive zu eröffnen. Auch diese Kolleginnen und Kollegen wurden hintergangen.“

Heidelberger ist also auch ein Lehrstück darüber, was Zugeständnisse der Belegschaften zur „Standortsicherung“ der anderen Seite im Zweifelsfall wert sind: Sie nehmen gerne mit, was sie kriegen können, fühlen sich aber nicht einmal an die eigene Unteschrift gebunden.

Bei der Gewerkschaft will man sich indes noch nicht ganz geschlagen geben: „Der Streik ist erst zu Ende, wenn durch ein tragbares Ergebnis in einer erneuten Urabstimmung dieses die IG Metall Mitglieder entschieden haben“, meinte der Kieler IG Metall Chef Wolfgang Mädel am 2. Mai. „Keiner im Heidelberg Vorstand sollte glauben, nur weil sie die 1. Runde mit einem Punktsieg gewonnen haben, dass damit die Streikenden KO sind. Es sind schon mehrere Monate gewonnen worden und ein Kampf hat mehr als eine Runde.“

         (wop)