Jugendarbeitslosigkeit und Lehrstellenmangel:

Her mit der Umlagefinanzierung!

Zwei Mitglieder der Gewerkschaftsjugend hielten auf der Maikundgebung eine Rede im Duett, die wie hier mit freundlicher Genehmigung der beiden dokumentieren.

Mario: Wir sind vom Ortsjugendausschuß der IG Metall. Meine Name ist Mario Milbrodt ich habe bei CAT (Caterpillar) eine Ausbildung zum Industriemechaniker gemacht.

Jojo: Ich  bin Studentin.

Mario: Wir wollen euch heute etwas über die Ausbildungsplatzsituation in Kiel erzählen.

Jojo: Mario hast du eigentlich die Männchen gesehen die seid Montag in Kiel in der Stadt überall zu sehen sind? Was haben die wohl zu bedeuten?

Mario: Ja, die sind mir auch schon aufgefallen.
Dienstag beim ArbeitnehmerInnen-Empfang gab es eine Nachrichtensendung da wurde was darüber erzählt.

Jojo: Ach ja, daran kann ich mich auch erinnern, ich glaube da ging es um Ausbildungsplatzabbau. Da hat doch die Wetterfee darüber berichtet, dass in den letzten Jahren in Kiel die Ausbildungsplätze um 19,9% zurückgegangen sind und in Zukunft auch keine Besserung in Sicht ist.

Mario: Ja, in diesem Jahr wird es in Kiel zum ersten mal so sein, dass mehr Jugendliche einen Ausbildungsplatz suchen als Plätze zur Verfügung stehen. Die Zusage der Unternehmerverbände, ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen, wurde von ihnen nicht eingehalten. Somit ist der Anspruch, allen Jugendlichen eine qualifizierte Ausbildung zu ermöglichen, bisher nicht verwirklicht worden. Der Fachkräftenachwuchs ist dadurch für die Zukunft akut gefährdet.

Jojo: Wie sieht es denn mit den Ausbildungsplätzen hier in Kiel aus?

Mario: Die Zahl der Ausbildungsplätze ist in vielen Betrieben stark reduziert oder sogar ganz eingestellt worden. Das ist Beispielsweise bei der Heidelberg Druckmaschinen AG der Fall.

Jojo: Und bei CAT und HDW werden die Ausbildungsplätze stark reduziert. Dank Hartz fällt bei HDW der Ausbildungsberuf des Teilezurichters komplett weg. Dieser wurde bisher vom Arbeitsamt mitfinanziert und diese Mittel wurden nun gestrichen. Wie sieht es denn bei dir in Betrieb aus? Du arbeitest doch bei CAT.

Mario: Bei CAT soll die betriebseigene Ausbildungswerkstatt ausgegliedert werden. Ziel ist es die Ausbildungskosten auf den Staat abzuwälzen, in dem sie einen öffentlichen Träger für ihre Ausbildungs GmbH suchen. Aber dieser Versuch blieb bisher erfolglos, auch sind bisher keine anderen Betriebe daran interessiert, einzusteigen. Wenn nicht bald etwas passiert, wird bestimmt auch hier die Ausbildung eingestellt. Unsere Ausbilder wurden jedenfalls schon mal vorsorglich entlassen.
Es interessiert die Geschäftsführung irgendwie nicht was das für Konsequenzen für unsere Ausbildung hat. Und das obwohl am Standort Friedrichsort eine jahrelange Ausbildungstradition besteht.

Jojo: Ich habe das Gefühl, dass die Arbeitgeber sich gar nicht mehr ihrer Ausbildungsverpflichtung bewußt sind. Dabei ist doch klar, wer Facharbeiter braucht, muss sie auch ausbilden!

Mario: Genau, denn wer glaubt Geld zu sparen, wenn er die Ausbildung einstellt, der glaubt auch Zeit zu sparen, wenn er die Uhr anhält.

Jojo: Aber leider ist das den Arbeitgebern nicht bewusst. Vor kurzem gingen doch Meldungen über ihre Forderungen durch die Presse. Hast Du das mitbekommen?

Mario: Ich habe es mit Schrecken in der Presse verfolgt. Die Arbeitgeber wollen doch tatsächlich die Ausbildungsvergütungen um 20% kürzen. Und das, wo wir seit Jahren für eine elternunabhängige Ausbildungsvergütung kämpfen.

Jojo: Ja, und außerdem wollen sie noch zweijährige Ausbildungsberufe einführen und Betrieben ohne Meister erlauben, auszubilden. Ich bin davon überzeugt, dass sich das mehr als negativ auf die Ausbildung und damit auch auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirken wird.

Mario: Ja, da hast Du sicher Recht! Aber was muss denn geschehen, damit sich etwas ändert und vor allem damit alle Jugendlichen ihr Recht auf einen Ausbildungsplatz bekommen?

Jojo: Die momentane Situation macht deutlich, dass die Arbeitgeber sich nicht an die Appelle der Regierung halten, mehr auszubilden. Auch die Regierung sah bisher entgegen ihres Wahlversprechens von 1998 keine Notwendigkeit zur Schaffung einer gesetzlichen Regelung für die Umlagefinanzierung der Berufsausbildung.
Beide: Darum fordert die Gewerkschaftsjugend einmal mehr: “Schutz vor Jugendarbeitslosigkeit, her mit der Umlagefinanzierung!“