"Klar Schiff" bauscht Graffitis zur Gefahr für die "Sicherheit" auf

Anfang Mai wurde ein Flugblatt der Initiative "Klar Schiff - Kieler Bündnis gegen illegale Graffiti" an die Gaardener Haushalte verteilt. Wie bereits in Friedrichsort und am Ravensberg will dieses "Bündnis" im Jahr 2003 in Gaarden aktiv werden. Unter dem Titel "Gaarden - Gemeinsam gegen illegale Graffiti" sorgt man sich um unsere "Lebensqualität" und ruft zum "Kampf" gegen "Farb-Vandalismus" auf:

"Ein Gefühl von Unordnung macht sich im Stadtteil breit! Sicherlich sind Ihnen die vielen Gebäude im Stadtteil aufgefallen, die in den letzten Jahren Schritt für Schritt durch illegale Graffitis verunstaltet wurden. (...) Spuren von Farb-Vandalismus signalisieren, dass niemand sich um die verschmutzten Bereiche kümmert. Dies wirkt sich nachteilig auf das Sicherheitsgefühl der Menschen aus. Gleichzeitig kann ein Nährboden für zunehmende Kriminalität entstehen."
Nun sollen also - mal wieder - Sicherheit und geordnete Verhältnisse in Gaarden her. Dabei verrät der Unterstützerkreis des "Bündnisses", dass es hierbei allemal um Verhältnisse geht, in denen sich gut Geld verdienen lässt. Neben der Stadt Kiel, dem Arbeitamt und der Polizeiinspektion, Wohunungsbaugesellschaften sowie einem "Verein zur Förderung der Kriminalitätsverhütung i.d. Landeshauptstadt Kiel" besteht dieses nämlich auch aus diversen Unternehmen von Karstadt und der Telekom bis hin zu Deutsche Städte-Medien und Sophienhof Center-Management.

Der seit Jahren bundesweit voran getriebenen "Sicherheits"-Diskussion folgend, hat man mit der Verfolgung von Graffiti-Sprayern nun auch in Kiel ein weiteres Betätigungsfeld bei der "Kriminalitätsverhütung" entdeckt.

Wie anderswo auch hat Kriminalität in Gaarden ihren Ursprung allerdings weitaus eher in bestimmten sozialen Verhältnissen wie Arbeits- und Perspektivlosigkeit und Verarmung. Probleme, auf die die Lokalpolitik bekanntlich keine Antwort hat.

Stattdessen werden Sprayer zur Gefahr für die Sicherheit aufgebaut: "Farbschmierereien machen vielen Menschen Angst und kosten Ihr Geld!" heißt es allen Ernstes in dem "Klarschiff"-Flugblatt. Jugendliche Ausdrucks- und Kulturformen werden so kriminalisiert, die tatsächlichen Probleme des Stadtteils ausgeblendet.
Und "verunstaltet" werden Gaarden und Kiel wohl weniger durch Graffiti, als z.B. durch die Mobilcom-Ruine an der Hörn oder Werbung, die an jedem erdenklichen Platz angebracht wird.

(cg)